[Review] Sometimes Always Monsters - Jack-Reviews.com

[Review] Sometimes Always Monsters

RPG-Maker

Sometimes Always Monsters ist das direkte Sequel zu Always Sometimes Monsters, welches die Story aber nicht unbedingt so fortführt wie man das eventuell erwarten würde. Wer aus irgendeinem Grund daran gescheitert sein sollte seinen Partner zurückzugewinnen darf nämlich nicht mit seinem alten Charakter weiterspielen sondern muss stattdessen in die Haut von Sam schlüpfen, dem ehemaligen Freund und Rivalen der nun mit der oder dem Ex des ehemaligen Protagonisten verheiratet ist. Das allein wäre zwar vollkommen in Ordnung da es keineswegs schaden könnte die Story aus einer anderen Perspektive zu betrachten, aber es gibt da noch eine andere Sache die Kennern des Vorgängers vermutlich nicht gefallen wird.

Falls man es geschafft haben sollte Sam aus der Patsche zu helfen und die Rechte am Tagebuch zu behalten, dann ist das nämlich vollkommen egal da die Postcredits Szene die einen als erfolgreichen Autor gezeigt hat gnadenlos geretconned wurde. Stattdessen hat der Publisher entschieden dass man die Rechte an Always Sometimes Monsters lieber an Sam abtreten sollte da dieser ein besseres öffentliches Image besitzt. Das bittersüße Ende das man eventuell erspielen konnte wurde also komplett in die Tonne getreten, und das auch noch in einem Flashback den man in keinster Weise beeinflussen kann.

Buch Tour

Das ist übrigens nicht das einzige was die Entwickler geretconned haben. Die Rahmenhandlung, in der ein vermummter Charakter die Geschichte des Originals erzählt und am Ende eventuell erschossen wird, wurde nämlich einfach als Traum abgetan da viele Spieler nicht verstanden haben was es damit auf sich hat und es zeitlich eh erst irgendwann nach all den anderen Spielen stattfinden sollte. Das mag bei weitem nicht so schlimm sein wie das was sie dem Protagonisten angetan haben, aber es ist ein bisschen schwachsinnig ein Spiel zu erschaffen bei dem die eigenen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen wenn die Entwickler sich im nächsten Teil entscheiden dass ihnen der Ausgang nicht passt und sie dementsprechend ein paar Dinge retconnen müssen.

Das "beste" an der Sache ist allerdings dass es trotzdem so wirkt als ob die Entwickler keine Ahnung hatten was für eine Story sie in Sometimes Always Monsters eigentlich erzählen wollen. Dieser Buchdiebstahl hätte zwar zu einer interessanten Story führen können, und er wird am Anfang auch ein paar Mal angesprochen, aber wenn ich das Gesamtbild so betrachte, dann macht das vermutlich nur 5% des gesamten Spiels aus, wenn denn überhaupt. Alles andere wurde mit einer Tour gefüllt bei der man mit einer Gruppe von Indie Autoren durchs Land reist um ein paar Lesungen zu veranstalten.

Der generelle Spielablauf ist also wie folgt:
  • Man fährt mit einem Bus quer durchs Land und kann dabei ein paar Kapitel seines nächsten Romans schreiben.
  • Sobald man die nächste Stadt erreicht kann man sich drei Tage lang frei austoben und am Ende der Lesung eines der Autoren beiwohnen.
  • Danach geht es zurück in den Bus und das ganze wiederholt sich dann noch viermal, bis man am Ende selber mit der Lesung dran ist und hoffentlich das nächste Manuskript fertig hat.
Stadt

Klingt auf den ersten Blick nicht sonderlich spannend da man im Gegensatz zum Vorgänger kein nennenswertes Ziel hat, aber theoretisch kann es ja nicht schaden in einem Sequel was komplett neues auszuprobieren. Das Problem ist nur, dass die Entwickler groß damit werben dass man alles ablehnen, die Welt frei erforschen und seine eigene Story erschaffen kann, wodurch man unglaubliche Freiheiten besitzen soll ... was eigentlich richtig cool klingt, aber welchem das Spiel absolut nicht gerecht wird. Es stimmt zwar dass man eigentlich alles ignorieren kann was das Spiel zu bieten hat, aber die Alternative besteht meist darin dass man absolut nichts tut. So ist es zum Beispiel möglich selbst die Hauptstory abzulehnen, was im Endeffekt aber nur dazu führt dass man stattdessen den monotonen Alltag des Protagonisten miterlebt in dem nie irgendwas besonderes passiert.

Die Tour an sich ist allerdings ebenfalls mit zahllosen Aktivitäten gefüllt die nur dazu dienen Zeit totzuschlagen da sie entweder keinen Nutzen erfüllen, oder dazu dienen irgendwelche Attribute zu steigern die ebenfalls so gut wie nutzlos sind. So kann man zum Beispiel in jeder Stadt ein Fitnesscenter besuchen um seine Muskeln zu trainieren, was eventuell bei einem Charakter-Event von Relevanz sein könnte, aber ansonsten pure Zeitverschwendung ist. Es gibt da zwar auch ein paar Kurse die man besuchen kann, davon fand ich aber nur den Selbstverteidigungskurs ein ganz klein wenig lustig. Ansonsten gibt es noch einen Tanzkurs und irgendeine Art Sprungkurs, aber die bestehen eigentlich nur daraus dumm auf die Tasten zu hämmern bis man irgendwann keinen Bock mehr hat.

Ansonsten gibt es noch eine Bücherei wo man aber erst mal eine Karte für beantragen muss, sowie eine Investitionsfirma in der man Geld anlegen kann, aber das bringt einem beides nichts da es Wochen dauern soll bis man die Karte oder das Geld bekommt. Und bis dahin ist die Tour schon längst vorbei. Geld anzulegen wäre außerdem komplett unsinnig da man mit mehr als 10000 Dollar startet und dementsprechend nie irgendwelche Engpässe haben sollte. Dank Savescumming habe ich im Casino zwar trotzdem 50000 Dollar dazu verdient, das war aber nicht nur nutzlos sondern wurde storytechnisch auch komplett ignoriert.

Sometimes Always Monsters

Wer sich jetzt fragt ob man das Geld überhaupt braucht: ja, so ein bisschen, da man Essen und Trinken und diverse Hygiene-Artikel benötigt. Der Charakter wird nämlich nicht nur hungrig und durstig sondern hat auch eine Sauberkeits-Anzeige die man idealerweise so hoch wie möglich halten sollte indem man sich die Zähne putzt, die Hände wäscht, Deo aufträgt, etc... Ist glücklicherweise kein wirkliches Problem, aber ich hätte auch ganz gut ohne Leben können. Das selbe trifft auf das Kleidungssystem zu, da jedes Outfit nach einem Tag anfängt zu müffeln, weswegen man immer wieder eine Wäscherei aufsuchen muss. Deswegen bin ich zwischen den einzelnen Städten eigentlich immer nur in Boxershorts rumgelaufen und habe mein Buch teilweise sogar nackt geschrieben. Dank meines zweiten Durchgangs weiß ich aber mittlerweile dass ein Großteil dieser Features ebenfalls nichts weiter als Zeitverschwendung ist. Die stinkende Kleidung scheint nämlich niemanden zu stören und wenn man selber stinkt wird das zwar ab und zu von den Mitreisenden kommentiert, aber ansonsten hat das keinen Einfluss auf irgendwas.

Aber nochmal zu den Städten, wo es eine Sache gibt die ich absolut kritisieren muss: sie mögen von außen her zwar komplett anders aussehen und dank der Grafik auch wesentlich realistischer wirken als im Vorgänger, aber wenn man eine Stadt gesehen hat, dann hat man eigentlich auch alle andern gesehen. Die eigentlichen Gebäude sind bis auf wenige Ausnahmen nämlich absolut identisch. Ein Krankenhaus, eine Polizeistation, ein Handyladen, zwei Supermärkte, ein Fitnessstudio, etc... Und obwohl man eigentlich quer durchs ganze Land reist trifft man zum Beispiel in der Umkleide des Fitnessstudios immer wieder die selben Menschen. Das generelle Stadtdesign ist also ein furchtbarer Fall von Copy & Paste und die NPCs haben bis auf sehr wenige Ausnahmen nichts interessantes zu erzählen.

Insofern man kein Essen oder Trinken benötigt, kann man die Städte also größtenteils ignorieren und muss täglich nur mal kurz sein Zimmer verlassen um zu schauen ob einer der Autoren was unternehmen will. Die können einen zwar auch so begleiten, das ist in 99% aller Fälle aber komplett egal da sie entweder nichts zu irgendwas zu sagen haben, direkt wieder gehen wenn mal was passieren sollte, oder nur einen kurzen Kommentar von sich geben. Die geskripteten Events sind also das einzig sinnvolle was man außerhalb der Bücherlesungen machen kann, was sich mit der angepriesenen Freiheit absolut nicht verträgt. Klar, man kann die alle ignorieren und einfach nur am Buch rumwerkeln, aber dadurch wäre das Spiel noch viel langweiliger als es ohnehin schon ist. Richtig gut fand ich allerdings nur die wenigsten Events, darunter eine Rollenspielrunde die auf interessante Art und Weise eskaliert.

Gespräch

Das beste an der Gruppe ist allerdings die Tatsache dass man sich am Anfang entscheiden kann welcher der Autoren einen auf der Tour begleiten wird. Je nach Charakter-Konstellation gibt es nämlich unterschiedliche Szenen die während der Fahrt von einer Stadt zur nächsten gespielt werden. Laut dem Aktivitäts-Guide auf Steam beläuft sich das außerdem auf 180 unterschiedliche Sequenzen, wodurch man selbst nach drei Durchgängen (die benötigt werden um alle Autoren einmal mitzunehmen) nur einen winzigen Bruchteil davon zu sehen bekommt. Es ist nur zu blöd dass der Rest des Spiels so eintönig ist dass jeder weitere Durchgang eine Qual wäre, auch wenn ich mittlerweile weiß dass man so gut wie alles was das Spiel zu bieten hat problemlos ignorieren kann.

Ich gehe außerdem stark davon aus dass diese Autorenszenen der Grund dafür sind warum die eigentliche Story so dünn wirkt und der Rest des Spiels wie seelenloser Filler. Für all diese Kombinationen neue Szenen zu schreiben muss immerhin eine Menge Zeit in Anspruch genommen haben die die Entwickler stattdessen in interessante NPCs oder sinnvolle Events hätten investieren können. Es wirkt zwar so als ob sie das teilweise versucht hätten, da es zwei Ereignisse gibt die tatsächlich mit der Hauptstory zusammenhängen, aber insofern ich nicht irgendwas übersehen habe verlaufen beide Handlungsstränge direkt im Sand da man nichts davon tun kann was einem dort geraten wird. So wurde mir zum Beispiel gesagt dass ich mir idealerweise eine Pistole kaufen sollte, aber die einzige Stelle wo man sowas überhaupt in die Finger bekommt ist ein Schießstand wo einem verboten wird die Waffe mit nach draußen zu nehmen. Ich habe es zwar ein paar Mal versucht, das endete aber nur damit dass ich jedes Mal ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Das ist aber leider immer noch nicht alles was ich an diesem Spiel kritisieren muss. Aufgrund der Reaktionen zum Vorgänger haben die Entwickler sich nämlich entschieden den Protagonisten verstummen zu lassen damit sich die Spieler mittels Auswahlmöglichkeiten besser in diesen hineinversetzen können. Das mag von der Idee her ganz okay sein, auch wenn es etwas dumm ist einen Charakter verstummen zu lassen der vorher viel geredet hat, aber die Umsetzung ist einfach nur furchtbar. In so gut wie allen Fällen stehen nämlich nur Variationen folgender Antwortmöglichkeiten zur Auswahl.

Alienmuseum
    Ich könnte das vermutlich kommentarlos so stehen lassen, aber selbst ich als relativ ruhiger Mensch könnte gehaltvollere Antworten von mir geben. Von daher ist es mir absolut unmöglich mich in so ein seelenloses Etwas hineinzuversetzen. Und verglichen damit ist selbst das Dialogsystem in Fallout 4 ein absoluter Segen obwohl es verglichen mit seinen Vorgängern heftig kritisiert wurde. Ich weiß also echt nicht was sich die Entwickler dabei gedacht haben. Fans die sich mehr Immersion gewünscht haben werden damit sicherlich nicht glücklich und alle die das vorherige System mochten erst recht nicht.

    Der Protagonist ist übrigens nicht der einzige dem die Seele gestohlen wurde. Man kann sich vor Beginn der Tour nämlich entscheiden ob einen der Ehepartner begleiten soll oder nicht, da dieser vor kurzem gefeuert wurde. Das ist größtenteils aber komplett irrelevant da er weder von zu Hause noch innerhalb des Busses viel zum Gesamterlebnis beiträgt. Im Bus lümmelt dieser nämlich den ganzen Tag nur im Bett rum und kommentiert ab und zu ein paar wichtige Ereignisse, und übers Telefon kann man nur so drei oder vier sinnvolle Gespräche führen bis irgendwann nur noch der Anrufbeantworter ran geht.


    Ich hätte meine Ehefrau also auch einfach zuhause lassen können und hätte so gut wie nichts verpasst. Da man ab und zu mit ihr schlafen kann und es sogar Schwangerschaftstests zu kaufen gibt gehe ich zwar davon aus dass man sie eventuell schwängern könnte, das ist mir persönlich aber nie passiert. Eventuell weil ich vorsoglich Kondome gekauft hatte, oder weil das genauso sinnlos ist wie all die anderen Medikamente die man kaufen kann. Das einzige was ich davon tatsächlich gebraucht habe diente dazu meinen Kater nach einer Sauftour loszuwerden, aber das wars dann auch. Alles andere scheint also nichts weiter als Geldverschwendung zu sein.

    Sometimes Always Monsters ist für mich also nicht nur ein enttäuschendes Sequel, sondern ein richtig schlechtes und vor allem langweiliges Spiel. Das Ende mag vom Konzept her zwar richtig cool sein (auch wenn mein zweiter Durchgang mir gezeigt hat dass die Umsetzung zu wünschen übrig lässt), das ändert aber nichts an der Tatsache dass die Entwickler mir dieses Finale aufgezwungen haben. Und obwohl sie mittlerweile daran arbeiten das Spiel mit zusätzlichem Content zu füllen wage ich zu bezweifeln dass am Ende ein richtig gutes Spiel bei rauspringt. Von daher bin ich aktuell der Ansicht dass man dieses Spiel lieber ignorieren und sein Ende aus dem Vorgänger weiterhin als gegeben ansehen sollte. Macht für mich zumindest mehr Sinn als diese geretconnte Story zu akzeptieren die meine eigenen Entscheidungen untergraben hat.

    Dank meines zweiten Durchgangs muss ich außerdem sagen dass die Story für den alten Protagonisten absolut keinen Sinn ergibt. Die basiert nämlich ebenfalls darauf dass er das Buch gestohlen haben soll, obwohl er es offensichtlich selbst geschrieben hat. Dafür mag es zwar eine Erklärung geben, die wirkt auf mich aber wie eine billige Ausrede um nicht zwei komplett unterschiedliche Handlungsstränge basteln zu müssen. Wer sich das Spiel unbedingt antun will, der sollte also besser mit Sam weiterspielen.


    Abschließende Bewertung



    Sometimes Always Monsters ist ein Sequel das einem unglaubliche Freiheiten verspricht obwohl es außerhalb der geskripteten Ereignisse so gut wie nichts zu tun gibt. Stattdessen wurde es mit unzähligen Features vollgestopft die alle keinen Zweck erfüllen, sowie mit 180 unterschiedlichen Sequenzen für die man das Spiel aber immer und immer wieder von vorne anfangen müsste. Der Rest des Spiels ist aber einfach zu langweilig als dass ich mir das antun würde.

     

    Positive Aspekte von Sometimes Always Monsters

    • Das Finale ist zumindest von der Idee her richtig cool.
    • Grafisch sieht es wesentlich hübscher und vor allem realistischer aus als der Vorgänger.
    • Aufgrund der Menge an Autoren gibt es 180 mögliche Zwischensequenzen, wodurch das Spiel theoretisch einiges an Wiederspielwert besitzt.

     

    Negative Aspekte von Sometimes Always Monsters

      • Ein Großteil des Spiels wirkt wie nutzloser Filler der versucht die kaum vorhandene Haupstory zusammenzuhalten. 
      • Obwohl man entweder den Protagonisten des Originals oder seinen ehemaligen Rivalen spielen kann ist die Story in beiden Fällen so gut wie identisch.
      • Die Städte mögen von außen her zwar komplett anders aussehen, aber im Endeffekt sind sie nichts weiter als ein furchtbarer Fall von Copy & Paste, da es überall exakt die selben Gebäude gibt.
      • Das Spiel behauptet einem unglaubliche Freiheiten zu bieten obwohl es außer geskripteten Ereignissen so gut wie nichts zu tun gibt.
      • Wenn man im Vorgänger daran gescheitert ist die Hochzeit zu verhindern, dann wird das Schicksal des ursprünglichen Protagonisten dank Retcons noch verschlechtert.
      • Viele Features sind komplett sinnlos und dienen nur dazu die Spielzeit zu strecken.