[Review] Shadowrun: Hong Kong - Jack-Reviews.com

[Review] Shadowrun: Hong Kong

isometrisches Rollenspiel

Ich hätte sicherlich ein ganz normales Review zu Shadowrun: Hong Kong verfassen können, aber wirklich sinnvoll wäre das nicht gewesen. Nicht weil es ein schlechtes Spiel wäre, sondern weil es sich so gut wie alle Stärken und Schwächen mit Dragonfall teilt. Das zeigt sich sowohl bei der Struktur des Spiels als auch beim Ablauf der Story.

Musste man in Dragonfall erst Geld sammeln um die Story voranzutreiben, so muss man hier Informationen sammeln. Das passiert allerdings ohne Zutun des Spielers, beziehungsweise durch das Absolvieren von Aufträgen die mit der eigentlichen Story nichts zu tun haben. Ist zwar ganz okay, aber wäre es denn so schlimm auch zwischendurch mal Story-Missionen einzubauen anstatt diese ans Ende des Spiels zu verlagern? Dann bestünde auch die Chance interessante Antagonisten einzubauen.

In der Hinsicht hat das Spiel einiges an Potenzial verschenkt. So gibt es zwar einen mysteriösen Charakter der eng mit der Story verwoben ist, aber wenn man ihn dann endlich trifft ist die Konfrontation eine fürchterliche Enttäuschung. Es gibt zwar drei Möglichkeiten ihn außer Gefecht zu setzen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die anderen Gebiete ihn irgendwie besser dargestellt hätten.

Shadowrun: Hong Kong

Die NPCs und die eigenen Teammitglieder sind da schon interessanter. Auch wenn ich einen Charakter übersehen habe weil ich gar nicht wusste, dass ich diesen überhaupt rekrutieren konnte. Es gab aber auch so mehr als genug Gespräche mit denen ich mir außerhalb von Missionen die Zeit vertreiben konnte. Gegen Ende sind diese allerdings zum Erliegen gekommen, was sicherlich an der Struktur des Spiels liegt. Als ich das Finale freigeschaltet hatte gab es nämlich noch vier oder fünf Missionen zu erledigen. Und das habe ich aufgrund der Karma-Punkte die fürs Aufleveln benötigt werden auch getan.

Da im Gegensatz zu Dragonfall ein gewisser Geldmangel herrscht kann ich dazu auch nur raten. Ich musste am Ende schon Verbandskästen verkaufen um mir überhaupt die beste Waffe für meinen Hauptcharakter leisten zu können. Für ein komplettes Set an Implantaten hat es dementsprechend erst recht nicht gereicht. War aber auch gar nicht nötig. Ich habe die Vorgänger zwar nicht so gut in Erinnerung, aber dieser Teil dürfte mit der leichteste sein. Die Gegner haben es nicht mal geschafft auch nur einen meiner Charaktere zu töten.

Apropos Charaktere: es gibt erneut Shadowrunner die sich für einen kleinen Betrag anheuern lassen. Das fand ich in Dragonfall schon schwachsinnig und hier erst recht. Wozu Geld ausgeben wenn ich sowieso mehr Charaktere in meiner Gruppe habe als ich je mitnehmen könnte?

Shadowrun

Der einzige Aspekt in dem Shadowrun: Hong Kong sich von seinen Vorgängern unterscheidet ist die Matrix. Früher unterschied sich diese nur geringfügig vom Gameplay in der realen Welt. Diesmal ist es eine Art Stealth Game in dem man Wächtern aus dem Weg gehen muss welche den Alarmpegel heftig nach oben treiben können. Außerdem gibt es ein Hacking-Minispiel in dem eine immer länger werdende Kette aus Zahlen wiederholt werden muss. Diese ist mit einem Code verbunden der im Anschluss aus einer Liste mit ähnliches Codes herausgepickt werden muss. Fand ich anfangs extrem nervig, aber mit ein bisschen Geduld gehts eigentlich.

In einem Spiel das auf rundenbasierten Kämpfen basiert sind Schleich-Abschnitte aber nicht die beste Idee. Es funktioniert zwar einigermaßen, aber teilweise ist es reine Glückssache ob man nun entdeckt wird oder nicht. Und das Hacking-Minispiel ist zwar ganz nett, hat aber keinerlei Variationen zu bieten. Wenn ihr es einmal gesehen habt, dann wisst ihr bereits wie es im restlichen Spiel ablaufen wird. Mit roher Gewalt lässt es sich zwar umgehen, dann steigt der Alarmpegel allerdings um 50 Punkte. Und das wollte ich nur selten riskieren.

Wer Dragonfall mochte, der dürfte also auch an Hong Kong seine Freude haben. Erwartet aber keine Offenbarung. Es ist quasi das selbe Spiel, nur mit anderer Story und geringfügigen Gameplay-Änderungen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat es aber eine offizielle (und kostenlose) Erweiterung zu bieten. Diese läuft zwar genauso ab wie die Kampagne, scheint dafür aber einen Ticken schwerer zu sein. Also genau das richtige für all jene die von der Welt und den Charakteren nicht genug bekommen können.


 

Abschließende Bewertung



Shadowrun: Hong Kong ist an sich ganz unterhaltsam, aber schlussendlich haben die Entwickler nur das Konzept von Dragonfall genommen und mit einer anderen Story versehen. Die neue Matrix ist zwar nett, eignet sich für ein rundenbasiertes Rollenspiel aber nicht so wirklich. Und das Hacking-Minispiel läuft von Anfang bis Ende identisch ab.

 

Positive Aspekte von Shadowrun: Hong Kong



  • mit Erweiterung dürfte ein Durchgang circa 30 Stunden dauern
  • das Gameplay geht wie in den Vorgängern gut von der Hand
  • die Story gerät zwar erst am Ende in Fahrt, ist aber trotzdem nicht schlecht
  • die Party-Mitglieder und die meisten NPCs haben interessante Geschichten zu erzählen

 

Negative Aspekte von Shadowrun: Hong Kong

 
  • die Story ist genauso aufgebaut wie schon in Dragonfall, sprich sie kommt hauptsächlich am Anfang und am Ende zum tragen
  • das Hacking-Minispiel hat keinerlei Variationen zu bieten, ganz egal ob man in eine kleine Firma oder einen Großkonzern einbricht