[Review] Shadowrun: Dragonfall - Director's Cut - Jack-Reviews.com

[Review] Shadowrun: Dragonfall - Director's Cut

taktisches Rollenspiel
Dragonfall ist eine eigenständige Erweiterung zu Shadowrun Returns, deren Story unabhängig vom Hauptspiel stattfindet
Normalerweise spiele ich mehrere Spiele einer Reihe nicht direkt hintereinander (außer natürlich die Story ist so packend, dass ich unbedingt wissen muss wie es weitergeht), aber da Shadowrun Returns für ein Rollenspiel relativ kurz war und Dragonfall ihm in jeder Hinsicht überlegen sein sollte, habe ich diesmal eine Ausnahme gemacht.

Aufs Gameplay werde ich aber nur geringfügig eingehen, außer dort wo massive Verbesserungen vorzufinden sind. Das Kampfsystem ist aber so gut wie identisch. Man rennt rundenbasiert über eine Karte, kann Gegner mit Waffen, Magie, Dronen oder Beschwörungen bekämpfen, und muss sich zwischenzeitlich auch in Deckung begeben um nicht zu viel Schaden zu erleiden. Wenn überhaupt etwas verbessert wurde, dann das Interface sowie die Geschwindigkeit mit der Fähigkeiten gewirkt werden. Dafür sind die Gegnergruppen aber auch umfangreicher.

Davon abgesehen ist Dragonfall ein massiver Schritt nach vorne. Es ist sicherlich nicht perfekt, aber im Gegensatz zu Shadowrun Returns würde ich es durchaus nochmal spielen wenn mein Backlog nicht so gewaltig wäre.

Shadowrun: Dragonfall

Eine der besten Änderungen ist die Gruppenzusammenstellung. Während man im Hauptspiel die meiste Zeit mit irgendwelchen angeheuerten Shadowrunnern unterwegs war, so gibt es hier ein festes Team aus vielschichtigen Charakteren mit denen man nach jeder Mission reden kann um sie besser kennenzulernen.

Es gibt zwar Charaktere die man anheuern kann, aber wirklich lohnen tut sich das nicht. Die eigene Gruppe entwickelt sich im Laufe der Zeit nämlich weiter, was sich in besseren Waffen, stärkeren Fähigkeiten, weniger Aktionskosten und dergleichen niederschlägt. Man kann pro Level aber nur eine Fähigkeit auswählen.

Shadowrun

Wie in Dragon Age, Mass Effect und diversen anderen Rollenspielen gibt es auch Companion-Quest, außer natürlich man behandelt seine Gruppe wie Dreck, was durchaus dazu führen könnte, dass manche irgendwann das Handtuch werfen und sich verziehen.

In der Nähe des Hauptquartiers gibt es außerdem einige NPCs mit denen man im Laufe der Handlung mehrfach interagieren kann. Deren Geschichten mögen nicht ganz so interessant sein, aber es ist immer noch besser als nichts.

Ich bezweifle allerdings, dass mir die Charaktere auf längere Zeit im Gedächtnis bleiben werden, egal ob es nun Partymitglieder oder NPCs sind. So fantastisch wie in den zuvor genannten Beispielen sind sie nämlich nicht. Verglichen mit den eindimensionalen Charakteren von Shadowrun Returns ist es trotzdem ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Bevor ich fortfahre muss ich mich allerdings über eine der Companion-Quests beschweren. Diese führt einen zur sogenannten Feuerstelle, wo man gegen einen Boss antreten muss der in dreifacher Ausführung auftritt. Zwei davon sind allerdings Illusionen die sich bei Treffern in Luft auflösen. Dementsprechend muss man erst den richtigen ausfindig machen um ihn zu verletzen.

Eigentlich eine nette Idee, wenn da nicht ein unbesiegbarer Gegner wäre der den Boss ständig hochheilt und mit Barrieren umgibt. Er lässt sich mit gezielten Angriffen zwar vertreiben, kommt aber stets zurück. Dadurch hat der Kampf eine halbe Ewigkeit gedauert, zumal ich zwischendurch neu laden musste. Sowas wäre mit der ganzen Gruppe sicherlich erträglich gewesen, aber diese Quests kann man nur zu zweit bestreiten. Von daher hätte der Boss nicht so nervig sein dürfen.

taktisches Rollenspiel

Davon abgesehen sind die Missionen aber interessanter als im Hauptspiel. Nicht nur weil sie bessere Geschichten erzählen, sondern weil auch mehr Herangehensweisen geboten werden. So kann man sich durchballern, diplomatisch vorgehen, sich verkleiden, verschiedene Eingänge nutzen, Charaktere bestechen, sie bedrohen und so weiter und so fort.

So konnte ich manche Missionen abschließen ohne auch nur einen Schuss abgeben zu müssen. Selbst der Einbruch in den Hochsicherheitsbereich eines Konzerns lief überraschend gut, bis ich am Ende dann doch eine handvoll Gegner erledigen musste. Eventuell hätte ich das auch vermeiden können, aber ich habe es vorgezogen meine Waffen zu zücken bevor einer von denen mich mit Magie entlarven konnte.

Das macht schlussendlich zwar keinen gewaltigen Unterschied, außer dass man einiges an Zeit spart, aber verglichen mit den mageren Optionen des Hauptspiels ist das ebenfalls ein guter Schritt in die richtige Richtung, zumal es viele moralische Entscheidungen gibt bei denen die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, wenn es sie denn überhaupt gibt. 

Das Spiel hat allerdings ein massives Problem: Die Story kommt viel zu kurz. So erfährt man am Anfang von einem totgeglaubten Drachen der irgendwas fürchterliches plant, aber ein Großteil des Spiels besteht aus zusammenhanglosen Aufgaben die nur dazu dienen genügend Geld zusammenzukratzen um mehr über die Pläne des Drachen in Erfahrung zu bringen. Danach gibt es zwar noch einige Storymissionen, aber es ist trotzdem suboptimal die meiste Zeit irgendwas anderes zu machen.

Shadowrun Returns mag zwar eine schwächere Story haben, aber dafür wird diese auch konstant verfolgt. Da hätte sich Dragonfall durchaus eine Scheibe von abschneiden können, auch wenn es gegen Ende mehrere Twists gibt um sie interessant zu halten. Die 23 Stunden die ich bis zum Ende brauchte, haben mich aber trotzdem gut unterhalten.

Allerdings wird das Kampfsystem im Laufe der Zeit etwas eintönig. Und die Matrix-Kämpfe scheinen verbuggt zu sein. Ich habe jedenfalls einige Male die Kontrolle verloren und musste mehrmals zwischen Menü und Spiel hin- und herwechseln bis meine Charaktere wieder reagiert haben.

 

Abschließende Bewertung



Dragonfall mag seinen Vorgänger zwar in so gut wie allen Aspekten übertrumpfen, aber ein größerer Fokus auf die Hauptstory hätte wirklich nicht geschadet.

 

Positive Aspekte von Dragonfall


  • das Kampfsystem wurde ein bisschen beschleunigt
  • die Story ist an sich sehr interessant und hält einige Wendungen parat
  • es gibt viele unterschiedliche Herangehensweisen und moralische Entscheidungen
  • man bestreitet das Spiel mit interessanten Partymitglieder die sich individuell entwickeln lassen und sogar eigene Quests mitbringen

 

Negative Aspekte von Dragonfall


  • der Endboss der Feuerstelle ist extrem nervig
  • die Präsentation lässt weiterhin zu wünschen übrig
  • bei den Matrix-Sequenzen habe ich mehrmals die Kontrolle über meine Charaktere verloren
  • die Story kommt viel zu kurz, auch wenn es zwischendurch ein paar Briefings gibt in denen sie näher beleuchtet wird