[Review] Tropic of Cancer - Jack-Reviews.com

[Review] Tropic of Cancer

erotische Literatur
Tropic of Cancer (Wendekreis des Krebses) ist ein 1934 veröffentlichtes Buch, das aufgrund seines pornographischen Inhalts erst nach 30 Jahren in den USA verkauft werden durfte
Vermutlich werden sich manche fragen, ob ich tatsächlich so notgeil bin, dass ich unbedingt ein pornografisches Buch lesen musste. Ursprünglich hatte ich allerdings gar kein Interesse mir sowas auch nur anzusehen. Vor einigen Monaten konnte ich allerdings eine Freundin dazu bringen sich solch ein Buch auszusuchen, woraufhin sie sich für Tropic of Cancer entschieden hat. Vermutlich weil es von allen Büchern am interessantesten klang. Außerdem wird es überall als Meisterwerk und wichtiges Stück literarischer Geschichte bezeichnet.

Diese Freundin ging allerdings irgendwann dazu über sich Silent Hill Let's Plays anzuschauen, woraufhin das Buch zu einem Staubfänger degradiert wurde. Sie wollte zwischendurch zwar nochmal reinschauen, aber schlussendlich hat es sie so gelangweilt, dass daraus nichts geworden ist. Deswegen hat sie mir die Ehre zuteil werden lassen dieses "Meisterwerk" doch noch zu beenden.

Hat es sich also gelohnt?

Nein. Nicht auch nur im geringsten.

Tropic of Cancer mag zur damaligen Zeit sicherlich Wellen geschlagen haben, aber aus heutiger Sicht ist es einfach nur furchtbar. Das fängt schon mit dem endlosen Geschwafel einer Einleitung an. 26 Seiten über den größten lebenden Autor, über den man angeblich kein Buch schreiben könnte. Wenn dem so ist, dann spar dir doch bitte dieses ewige Gelaber über nichts! Da fand ich die neun Seiten in Stephen Kings The Long Walk (was ich nach Tropic of Cancer angefangen habe) wesentlich interessanter.

Aber gut, die Einleitung muss nichts mit der Qualität des eigentliches Werkes zu tun haben, vor allem wenn sie von jemand anderem als dem Autor stammt. Und das ist hier durchaus der Fall, allerdings nicht im positiven Sinne.

 

Die Story


Tropic of Cancer ist eine autobiografische Erzählung, in der Henry Miller von seiner Zeit als mittelloser Autor in Paris erzählt. Dabei philosophiert er über die menschliche Natur, über den Zustand der Gesellschaft und vermutlich noch viel mehr, aber im Kopf behalten habe ich nur das wenigste. Nicht weil das Buch schlecht geschrieben wäre, sondern weil es viel zu gut geschrieben ist. Man versinkt geradezu in einem Meer aus Worten.

Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Henry Miller so gut wie nichts interessantes zu sagen hat. Sein Leben ist langweilig, sein Verhalten furchtbar, und all die endlosen Gedankengänge die er angeblich gehabt haben will sollen ihn vermutlich klüger wirken lassen als er tatsächlich war.

Dazu kommt eine Geschichte, die weder interessante Charaktere noch einen wirklichen Fokus hat. Miller ist an sich nichts weiter als ein Schmarotzer der Freunde und Bekannte ausnutzt um irgendwie über die Runden zu kommen. Zwischendurch philosophiert er vor sich hin und versucht sein Buch zu schreiben, aber anstatt sein Geld für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens aufzuheben gibt er es lieber für Huren aus. Irgendwo muss immerhin Ruf des Buches herkommen.


Die Erotik


Man sollte meinen, dass dies einer der wichtigsten Aspekte von Tropic of Cancer wäre. Warum sonst hätte es 30 Jahre gedauert, bis man es in den USA legal erwerben konnte?

Das beweist allerdings nur, wie prüde die Menschen damals waren. Aus heutiger Sicht ist das Buch nämlich geradezu handzahm. Ja, die Charaktere reden offen über Sex und das teilweise auf sehr obszöne Art und Weise. Aber die eigentliche Erotik kommt viel zu kurz und ist alles andere als explizit.

So wird an einer Stelle erzählt, dass eine Hure es gewagt hätte sich ihre Schamhaare zu rasieren, was ein Freund von Miller fürchterlich fand. Daraufhin musste er sie erstmal mit einer Taschenlampe inspizieren, wodurch er erkannte, wie langweilig so eine Vagina doch wäre.

American Pie

Außerdem gibt es eine ähnliche Situation wie in American Pie. Nur das es sich hier um einen ausgehöhlten Apfel mit irgendeiner Cremefüllung statt einem Apfelkuchen handelt. Das wird allerdings nur beiläufig erwähnt und soll vermutlich schockierend wirken.

Zwischenzeitlich lebt Miller auch mit einer russischen Prinzessin zusammen die sich wie ein Messi verhält, angeblich unter Gonorrhoe leidet, eine Woche lang heftige Regelblutungen haben soll und die im entscheidenden Moment natürlich zu eng ist. Die ist dann irgendwann aber auch weg ohne das es einen großen Unterschied machen würde.


Fazit


Wer sich eine interessante oder gar erotische Geschichte erhofft, der wird mit Tropic of Cancer nicht glücklich. Das Buch ist einfach nur eine Ansammlung langweiliger Ereignisse, unterbrochen von endlosen Gedankengängen und gelegentlich obszönen Passagen. Würde ich mich hier als Editor betätigen, so hätte ich sicherlich 50% des Inhalts weggestrichen, wenn nicht sogar mehr. Ein Großteil des Geschwafels trägt schließlich nichts zu irgendwas bei.

Man muss sich vermutlich für die Ära interessieren um diesem Buch irgendwas abgewinnen zu können. Ich bin mir allerdings sicher, dass es interessantere Werke gibt, mit denen ihr euch die Zeit vertreiben könntet. Und wer Erotik sucht, sollte besser zu aktuelleren Titeln greifen. Diese dürften bei Weitem nicht so prüde sein, gibt es doch sogar Werke in denen Minotauren, Bigfoots oder Tentakelmonster eine Hauptrolle spielen.

 

Abschließende Bewertung



Tropic of Cancer ist ein gut geschriebenes, dafür aber auch sehr langweiliges Buch das selbst für prüde Menschen zu prüde sein dürfte. Erotik sucht man hier jedenfalls vergeblich.

 

Positive Aspekte von Tropic of Cancer


  • es ist durchgehend gut geschrieben

 

Negative Aspekte von Tropic of Cancer


  • style over substance
  • eine Story ohne Fokus oder interessante Charaktere
  • die ach so furchtbare Erotik kommt viel zu kurz und ist alles andere als explizit