Breakout 13 ist ein FMV Thriller der vom chinesischen Studio ALT Lab entwickelt wurde und ist damit das zweite Spiel dieser Art das ich mir in letzter Zeit angeschaut habe. Das erste war My Destiny Girls, eine absurde Harem Komödie die sich aufgrund des Genres eigentlich nicht mit Breakout 13 vergleichen lässt. Nichtsdestotrotz haben die Spiele leider eins gemein: die Entwickler waren scheinbar nicht gewillt Geld für eine ordentliche Lokalisierung auszugeben, wodurch ein Großteil der Texte wie eine Maschinenübersetzung klingt. Die ist zwar durchaus lesbar und wurde vermutlich ein bisschen editiert, zumindest bei längeren Texten, das ändert aber nichts daran dass viele Dialoge sehr steif, simpel und grammatikalisch falsch klingen. Ab und zu sind mir außerdem furchtbar offensichtliche Fehler aufgefallen, wie eine Szene in der die Eltern eines weiblichen Charakters als "his mother" und "his father" beschrieben werden, anstatt "her mother" und "her father".
Dementsprechend finde ich es ganz schön absurd dass ich ein Review gefunden habe in dem das Spiel extra dafür gelobt wird dass es im Gegensatz zu anderen chinesischen Spielen eine ordentliche Übersetzung erhalten hat. Diese Aussage ist nämlich entweder eine dreiste Lüge, oder stammt von jemanden der die englische Sprache nicht gut genug beherrscht um all die Fehler zu bemerken die sich durch das komplette Spiel ziehen. Ich kenne darüber hinaus zwar so gut wie keine chinesischen Spiele, und kann somit nicht sagen wie viel schlechter deren Übersetzungen tatsächlich sind, aber selbst wenn Breakout 13 in dieser Hinsicht besser sein sollte, ist es keinesfalls ein Paradebeispiel.
FMV Spiele sind zwar ohnehin ein Nischenprodukt und häufig sehr campy, hier haben die Entwickler sich aber offensichtlich Mühe gegeben um was ordentliches auf die Beine zu stellen. Warum sie ausgerechnet bei der Lokalisierung gespart haben erschließt sich mir also nicht. Bei einer Komödie wie My Destiny Girls kann ich das noch eher nachvollziehen. Da hat mich die Übersetzung zwar ebenfalls gestört, aufgrund der absurden Prämisse fällt sie aber nicht so sehr ins Gewicht und könnte dem Spiel sogar einen gewissen Charme verleihen. Breakout 13 kann ich aufgrund seiner mangelhaften Übersetzung aber nur bedingt empfehlen. Dabei ist es eigentlich ein richtig gutes Spiel, auch wenn es durchaus noch andere Probleme besitzt.
Bevor ich näher darauf eingehe, sollte ich aber erst mal erklären worum es überhaupt geht. Breakout 13 ist ein Spiel das von einer wahren Geschichte inspiriert wurde, von der Story des chinesischen Psychiaters Yang Yongxin, der behauptet mithilfe von Elektro-Schock-Therapie Verhaltensstörungen wie Internetsucht oder Videospielsucht kurieren zu können. Sein Gegenstück in Breakout 13 ist ein schmieriger Bastard namens Yang Yongen, der stets ein breites Grinsen auf dem Gesicht trägt und nicht nur vereinzelte Fälle behandelt, sondern dutzende Teenager tagtäglich in seiner Schule foltert. Nicht nur mit Elektro-Schocks, sondern auch indem er Offiziere anheuert die keine Probleme damit haben Teenager zu verprügeln wenn sie nicht gehorchen. Er spielt die Schüler außerdem ständig gegeneinander aus, mit Versprechen wie "Wenn du mir verrätst was die anderen Schüler hinter meinem Rücken planen, dann darfst du die Schule vorzeitig verlassen".
Einer dieser Schüler ist Zhang Yang, der viel zu viel Zeit mit Videospielen verbringt, häufig die Schule schwänzt und dementsprechend furchtbare Leistungen vorzuzeigen hat. Und dadurch fliegt er innerhalb der ersten Minuten direkt von seiner Schule, selbst wenn er auf seine Mutter hören und darum flehen sollte dass sie ihm noch eine Chance geben. Daraufhin entschließt sich seine Mutter ihn zu Gratitude International zu schicken, in der Hoffnung dass Dr. Yang das Fehlverhalten ihres Sohns korrigieren kann.
Als Ausgangslage eigentlich grundsolide. Ich muss allerdings sagen, dass mir der Anfang des Spiels viel zu schnell ging. Unter anderem weil Zhang Yang bereits beim Rundgang mit seiner Mutter Zeuge davon wird wie einer der Offiziere handgreiflich wird, was seine Mutter natürlich rein zufällig nicht mitbekommt. Kurz darauf wird er bereits verprügelt und mit Elektroschocks gefoltert, weswegen er noch vor Abschluss des ersten Kapitels (von 10) einen Plan ausheckt wie er aus der Schule fliehen könnte. Dabei hätte die Story wesentlich besser funktioniert wenn die Schule anfangs zwar sehr strickt, ansonsten aber koscher gewirkt hätte. Dann hätte man, zumindest für kurze Zeit, daran glauben können dass Dr. Yang tatsächlich um das Wohl seiner Schüler besorgt ist und sein bestes gibt um deren Verhalten zu korrigieren. Stattdessen wirkt er wie ein verrückter Psychopath der seine Schüler beim kleinsten Vergehen in seine "Folterkammer" schmeißt.
Die Enthüllung über die Wahrheit von Dr. Yangs "Wunder-Heilmethode" ein bisschen hinauszuzögern hätte außerdem dafür gesorgt, dass man den Supporting Cast besser hätte kennenlernen können bevor die Story wirklich ernst wird. Davon hätte eigentlich jeder Charakter profitieren können, zumal das Spiel selbst nach dem ersten Fluchtversuch nie wirklich zur Ruhe kommt. Man sieht so gut wie nichts vom Schulalltag, es gibt keine Slice of Life Momente in denen die Charaktere versuchen mit ihrer misslichen Lage klar zu kommen um trotzdem irgendwie Spaß zu haben. Stattdessen fokussiert es sich extrem auf die Interaktionen zwischen Zhang Yang und Dr. Yang, wodurch man den anderen Charakteren nur bedingt näher kommen kann. Und das fand ich unter anderem deswegen schade weil hier sogar eine romantische Beziehung angeteased wird die sich aber nie wirklich entfalten kann, weil Zhang Yang schlichtweg keine Zeit hat um mit den weiblichen Charakteren zu interagieren. Ich mag die Charaktere zwar trotzdem, da wäre aber noch viel mehr drin gewesen wenn die Entwickler noch zwei oder drei Stunden an Interaktionen über das komplette Spiel verstreut hätten. Stattdessen ist man nach circa 7 Stunden bereits durch. Für FMV Verhältnisse zwar überraschend lang, aber für diese Art von Story trotzdem zu kurz.
Ich muss außerdem sagen, dass das Spiel viel offener wirkt als es tatsächlich ist. In der Beschreibung wird zwar mit tausenden Storylines und acht unvergesslichen Endings geworben, in Wahrheit wird hier aber eine lineare Story erzählt bei der Spieler alle paar Minuten Entscheidungen treffen müssen. Die führen allerdings nie zu komplett anderen Ereignissen, sondern nur zu alternativen Szenen. So kann man sich an einer Stelle zum Beispiel entscheiden ob Zhang Yang einen Kerl verprügelt, ihn beschimpft, oder demütig tut und sein Essen runterwürgt, obwohl der Kerl ein Getränk drüber ausgeschüttet hat. Das Endresultat ist aber jedes Mal das selbe. Das einzige was sich ändert ist die Reaktion der anderen Charaktere, was deren Beziehung zu Zhang Yang beeinflusst. Wenn man bestimmte Entscheidungen trifft kann man zwar versteckte Endings freischalten, die sorgen allerdings dafür dass die Story vorzeitig abgebrochen wird und sind dementsprechend alles andere als zufriedenstellend. Einzig die letzten beiden Endings ziehen tatsächlich einen Schlussstrich unter die Story und werden in den Charakterprofilen, die als eine Art Epilog fungieren, explizit erwähnt.
Es gibt außerdem Stellen an denen man zwar unterschiedliche Entscheidungen treffen kann, viele davon führen allerdings zu einem plötzlichen Game Over obwohl die Story logischerweise noch weitergehen könnte. So muss man an einer Stelle das Vertrauen von Dr. Yang gewinnen und darf sich dementsprechend in den vorherigen Szenen nur eine begrenzte Menge an Fehlern erlauben. An einer Stelle erhält man außerdem die Chance Dr. Yangs barbarische Behandlungsmethoden vorzeitig zu enthüllen, was zumindest ein alternatives Ende hätte freischalten können. Stattdessen wird man auch dort mit einem Game Over konfrontiert, wodurch man gezwungen ist von Anfang bis Ende zu lügen um weiterspielen zu können. Falls man scheitern sollte, kann man diese Szenen aber direkt von vorne starten, oder mittels Flowchart zu allen Routen springen die man bereits entdeckt hat.
Aufgrund des restlichen Gameplays hat es dadurch eine klitzekleine Ähnlichkeit mit der Zero Escape Reihe. Escape Room Sequenzen gibt es zwar so gut wie keine, dafür aber mehrere Abschnitte in denen man unter Zeitdruck einen Raum untersuchen und ab und zu Rätsel lösen muss. Diese Rätsel sind allerdings durch die Bank sehr einfach und die Zeitlimits so gnädig bemessen dass es so gut wie unmöglich ist zu scheitern. An einer Stelle hat man zum Beispiel ein Zeitlimit von 30 Minuten obwohl 10 mehr als ausreichen. Sobald man einen dieser Räume einmal geschafft hat, kann man ihn in späteren Durchgängen aber direkt überspringen, was vor allem dann ganz praktisch ist wenn man versuchen will 100% aller Szenen freizuschalten. Obwohl ich bereits einiges an zusätzlicher Zeit investiert habe, fehlen mir aber immer noch 20 - 30% in jedem Kapitel. Und ich habe bereits die Lust verloren den Rest noch freischalten zu wollen, vor allem weil die Story viel zu linear ist.
Darüber hinaus gibt es noch QTEs bei denen man die Maus in eine bestimmte Richtung bewegen, oder die linke Maustaste mehrfach hintereinander drücken muss. An ein paar wenigen Stellen muss man sich außerdem durch die Gegend schleichen und ab und zu den Atem anhalten indem man die linke Maustaste gedrückt hält. Alles andere als bahnbrechen, zur Abwechslung aber ganz okay. Ein Feature das ich schlecht umgesetzt fand sind allerdings die Elektroschock-Sitzungen. Da fliegen nämlich dutzende Sätze über den Bildschirm, viele in rot geschrieben, manche in grün, und nur wenn man letztere anklickt und nicht zu viele rote erwischt kann man mit der Story fortfahren. Dabei hatte ich erwartet dass man zumindest ein bisschen Widerstand leisten kann. Vor allem weil mir in einer Sequenz aufgefallen ist dass der selbe negative Satz immer und immer wieder aufgetaucht ist. Aber selbst nachdem ich alle Versionen davon angeklickt hatte, bin ich trotzdem Game Over gegangen. Das lässt es allerdings so wirken als ob Dr. Yang jeden der sich seiner Therapie widersetzt kaltblütig ermorden würde, was nicht zur Story passt die hier tatsächlich erzählt wird.
Wer mit den Problemen des Spiels klar kommt, der könnte mit Breakout 13 aber durchaus Spaß haben. Die Übersetzung mag zwar mangelhaft sein, für das eigentliche Spiel hatten die Entwickler aber scheinbar ein ordentliches Budget zur Verfügung. Und damit haben sie unter anderem Schauspieler angeheuert die durch die Bank eine hervorragende Performance abliefern. Die Präsentation der Story ist ebenfalls gelungen, auch wenn ich die Schleichsequenzen unlogisch fand, da die Gegner sich allesamt wie Videospielfiguren verhalten und jeweils nur einen kurzen Gang patrouillieren, mit ein paar Sekunden Pause zwischendrin.
Mir ist im Nachhinein übrigens aufgefallen dass das Spiel Microtransactions besitzt. Nicht innerhalb der Story, aber wenn man sich die Charakterprofile anschaut, dann kann man unter anderem Eier kaufen um Dr. Yang mit zu bewerfen. Keine Ahnung warum irgendwer dafür Geld ausgeben würde, aber ich wollte es zumindest erwähnt haben. Viel wichtiger ist allerdings dass Breakout 13, aus unerfindlichen Gründen, in zwei Teile gesplittet wurde: Gratitude und Fight. Ohne die Complete Edition erhält man also nur Kapitel 1 - 5. Wenn es am Ende von Kapitel 5 einen dramatischen Cliffhanger gegeben hätte, dann hätte ich das vielleicht noch nachvollziehen können. Stattdessen gibt es weder Action, noch Spannung, sondern nur ein paar Gespräche. Und das hätte mich nicht wirklich dazu animiert den Rest des Spiels auch noch kaufen zu wollen. Vor allem nicht aufgrund der mangelhaften Übersetzung, wodurch ich das Spiel maximal in einem Sale empfehlen würde.
>> Das Spiel kann auf Steam erworben werden <<
Abschließende Bewertung

Breakout 13 ist ein FMV Thriller der eigentlich vieles richtig macht und nicht so campy ist wie viele seiner Genrevertreter. Aufgrund der mangelhaften Übersetzung, die vor Fehlern nur so trieft, kann ich das Spiel aber nur bedingt empfehlen. Wer Chinesisch tatsächlich versteht kann Breakout 13 aber auch damit durchspielen, was hoffentlich einen besseren Gesamteindruck hinterlassen dürfte.
Positive Aspekte von Breakout 13
- Die Schauspieler liefern durch die Bank eine gute Performance ab.
- Eine gut inszenierte Story die man im Gegensatz zu vielen anderen FMV Spielen tatsächlich ernst nehmen kann.
- Mittels Flowchart lässt sich jede einzelne Szenen ansteuern, was vor allem dann sehr praktisch ist wenn man 100% der Story freischalten will.
- Es ist zwar hauptsächlich ein interaktiver Film, hat aber auch ein bisschen Gameplay zu bieten, wie QTEs und Rätsel die man lösen muss.
Negative Aspekte von Breakout 13
- Die Übersetzung lässt arg zu wünschen übrig. Die Story ist zwar größtenteils verständlich, die Texte klingen aber oft sehr steif, simpel, oder grammatikalisch falsch.
- Die Story ist zwar unterhaltsam, hätte sich aber ein bisschen mehr Zeit nehmen sollen um all die Charaktere vorzustellen bevor es wirklich ernst wird.
- Das Spiel verspricht zwar tausende von Storylines, erzählt in Wahrheit aber eine sehr lineare Story. Es gibt zwar viele alternative Szenen, die unterscheiden sich allerdings nicht so gravierend als dass sie das Spielerlebnis maßgeblich verändern würden.