[Review] The Legend of Heroes: Trails to Azure - Jack-Reviews.com

[Review] The Legend of Heroes: Trails to Azure

The Legend of Heroes

Trails to Azure ist der zweite Teil der Crossbell Duologie und somit das direkte Sequel zu Trails from Zero. Im Gegensatz dazu gibt es allerdings keine professionell wirkende Übersetzung und auch keinen legal erhältlichen Patch den ich hier verlinken könnte. Obwohl ich dementsprechend arge Zweifel an der Qualität der Übersetzung hatte war sie insgesamt aber voll in Ordnung. Es fehlten zwar immer wieder Wörter und ein paar wenige Sätze aus optionalen Gesprächen klangen wie komplettes Kauderwelsch, aber im Großen und Ganzen hatte ich keine Problem der Story zu folgen. Und die Dialoge klangen glücklicherweise allesamt sehr natürlich. Ich habe zwischenzeitlich allerdings noch einen neuen Patch installiert der die Qualität ein bisschen anhebt und diverse Begriffe an die Übersetzung von Zero anpasst. Anschließend ist mir das Spiel allerdings immer mal wieder abgestürzt, so alle paar Stunden. Von daher kann ich nur zu raten regelmäßig zu speichern, schon weil es im Gegensatz zu Zero keine Autosaves gibt.

Storytechnisch setzt das Spiel jedenfalls einige Zeit nach dem Finale des Vorgängers an und versucht erstmal ein paar lose Enden abzuhandeln bevor die Special Support Section ihre Arbeit wieder aufnimmt. Die Gruppe hat sich aus verschiedensten Gründen nämlich kurzzeitig getrennt, weswegen man die ersten paar Stunden sowohl mit Gastcharakteren wie dem Bracer Arios, als auch den neuen Mitgliedern der SSS, Wazy und Noel herumrennt. Am eigentlichen Gameplay Loop hat sich allerdings so gut wie nichts geändert, da man nach dem Prolog erneut Support Requests aus ganz Crossbell abarbeitet und auf diese Art und Weise nochmal all die Gebiete abgrast die man schon im Vorgänger besucht hat. In dieser Hinsicht könnte man also sagen dass es die selben Probleme wie Trails in the Sky SC hat, aber aufgrund des kompakteren Settings hat es mich hier bei weitem nicht so sehr gestört, auch wenn es ein paar Quests gibt die fast 1:1 aus dem Vorgänger übernommen wurden. Da Trails from Zero eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt hat, macht es außerdem nur Sinn dass die Mitglieder der SSS anschließend zu ihrem normalen Arbeitsalltag zurückkehren.

Special Support Section

Im Gegensatz dazu ist das Pacing aber nicht ganz so gemächlich. Also, die ersten 20 Stunden passiert zwar nicht sonderlich viel, aber da die Story zu diesem Zeitpunkt auf einen diplomatischen Gipfel hinarbeitet der einiges an Spannung verspricht würde ich es keineswegs als langweilig bezeichnen. Im Rahmen dieses Gipfeltreffens gibt es außerdem diverse Gastrollen aus Trails in the Sky die das ganze noch ein bisschen interessanter machen. Die erste Story-Eskalation fand ich von der Inszenierung her außerdem richtig gut gemacht, wenngleich das Spiel dieses Momentum nicht halten kann sondern knallhart auf die Bremse tritt um die Mitglieder der SSS in einen Kurzurlaub in den Mishelam Freizeitpark zu schicken. Und dort gibt es unter anderem eine Strand Episode wie man sie normalerweise in Fanservice-lastigen Animes erwarten würde.

Das hat mich persönlich allerdings nicht wirklich gestört, zumal man im Freizeitpark dutzende Szenen mit allen Partymitgliedern und diversen NPCs erleben kann. Man hat zwar nur fünf Tickets zur Verfügung, aber ich habe einfach immer wieder neu geladen um so viel wie möglich mitzunehmen. Einzig die Achterbahn habe ich mir nur ein einziges Mal angetan. Nicht nur weil ich das Minispiel nervig und zeitraubend fand, sondern weil der gewählte Partner so gut wie nichts zu sagt. Da waren die 22 unterschiedlichen Wahrsagesequenzen (zwei pro Charakter, je nachdem ob Lloyd die Wahl trifft oder seinem Partner den Vortritt lässt) wesentlich unterhaltsamer.

Freizeitpark

In Verbindung damit muss ich allerdings das Beziehungssystem kritisieren. Im Gegensatz zu Trails of Cold Steel gibt es nämlich keine Möglichkeit den Beziehungsstatus einzusehen. Und wenn man nicht zufällig eine Lösung zu Rate zieht, dann weiß man auch garnicht dass so ein System überhaupt existiert, wodurch mir von sechs möglichen finalen Events nur zwei zur Auswahl standen. Ich hätte gerne noch mehr davon gesehen (zumal eine dieser Sequenzen die komplette Hintergrundgeschichte eines Charakters enthüllt), aber allein dafür würde sich ein zweiter Durchgang echt nicht lohnen, auch wenn er dank dem New Game+ wesentlich schneller gehen dürfte.

Aber dann müsste ich natürlich trotzdem nachsehen wie ich für jeden Charaktere die meisten Punkte sammeln kann, und dann kann ich auch gleich auf Youtube gehen und mir einfach nur die Szenen anschauen. Von daher bin ich froh dass Falcom für Cold Steel einfach das S-Link System aus Persona geklaut hat. Da weiß man wenigstens woran man ist und wie man die Beziehungen steigern kann, auch wenn ein einzelner Durchgang trotzdem nicht reicht um alle Szenen mitzunehmen.

FMV

Aber zurück zur Story, welche nach dieser Ruhephase zwar noch eine Weile vor sich hin plätschert, aber dabei mehr als deutlich macht dass sich im Hintergrund bereits ein Sturm zusammenbraut. Und wenn die Story wieder eskaliert, dann steigert sich die Spannung auf rapide Art und Weise, mit Plottwist über Plottwist und einer coolen Zwischensequenz nach der andern. Verglichen damit ist Trails from Zero geradezu langweilig da die Story erst im Finale wirklich eskaliert ist. Und selbst dann wurde ein Großteil der Action nur mit Ingame Grafik dargestellt, was natürlich bei weitem nicht so cool ist wie die FMVs des Nachfolgers.

Wenn ich mir das Gesamtergebnis so ansehe, dann muss ich außerdem sagen dass ich die Story wesentlich besser inszeniert finde als die von Cold Steel 2. Die mag zwar davon profitieren dass Falcom endlich zu einer etwas moderneren Engine gewechselt ist, aber dafür wirkt es leider so als ob die Entwickler nicht genug Geld hatten um den Konflikt auf glaubhafte Art und Weise darzustellen, weswegen ein Großteil der Action an Orten stattfindet die man nie besuchen kann. Das wäre in Trails to Azure natürlich absolut nicht möglich gewesen, weswegen die Entwickler so viel wie möglich aus der Engine rausgeholt haben. Ein paar der Ingame-Sequenzen mögen von den Animationen her ein bisschen steif wirken, und es laufen für meinen Geschmack zu viele "Klonsoldaten" durch die Gegend, aber davon abgesehen habe ich eigentlich nichts zu bemängeln.

Panzer

Es gibt allerdings eine Sache die ich echt nicht so prickelnd fand: das letzte Dungeon. Da habe ich nämlich selbst mit Turbo Modus einige Stunden gebraucht um den Endboss zu erreichen, was mich vor allem deswegen genervt hat weil die Musik außerhalb der Kämpfe einfach nur langweilig ist. Hätte nicht gedacht dass ich das von einem Falcom Spiel jemals sagen würde, zumal das vorherige Dungeon viel geilere Musik hatte die wesentlich besser zum Finale gepasst hätte. Es kann zwar sein dass die Entwickler einen damit in die Irre führen wollten, aber dank Cold Steel wusste ich bereits dass da noch was kommen musste. Und dementsprechend hatte ich einen noch viel geileren Song im wahren letzten Dungeon erwartet. Storytechnisch war das Finale aber richtig gut und hielt sogar noch weitere Plottwists parat.

Wer ein JRPG mit interessanten Charakteren und einer gut inszenierten, politischen Story erleben will, der dürfte an Trails to Azure also durchaus seine Freude haben. Das Gameplay kann aufgrund des Kampfsystem und der ganzen optionalen Gespräche aber immer noch ein bisschen träge wirken, weswegen ich weiterhin die meiste Zeit mit Turbo durch die Gegend gerannt bin. Im Gegensatz zum Turbo Modus von Zero, den man innerhalb und außerhalb von Kämpfen unterschiedlich konfigurieren konnte, gibt es hier allerdings nur einen konstanten Multiplikator, was ein bisschen schade ist. Er scheint allerdings wesentlich bugfreier zu sein da ich mich nur im letzten Dungeon ein einziges Mal festgebuggt habe. Falls ihr also gerade dabei sein solltet einen Aufzug zu benutzen, dann würde ich davon abraten die Turbo Taste zu drücken!

Inventar

Ansonsten ist das Gameplay aber fast identisch, da innerhalb von Kämpfen nur der Burst Modus und Master Quartze dazugekommen sind. Letztere verleihen dem Träger diverse passive Boni (wie zum Beispiel verstärkte Heilzauber) und lassen sich im Laufe des Spiels mehrfach aufleveln. Und sobald sie das maximale Level erreicht haben erlernt man einen neuen Zauber der zwar extrem nützlich sein kann, aber gleichzeitig dafür sorgt dass der Charakter der ihn verwendet keine Aktionen mehr ausführen kann bis er entweder angriffen wird, oder sich selbst mit einer S-Craft unterbricht. Mag auf den ersten Blick nicht ganz so cool klingen, aber wenn Effekte wie Heilung der ganzen Gruppe + reduzierter Schaden mit dabei sind, dann ist es das mehr als wert. Ohne hätte ich beim Endkampf vermutlich größere Probleme gehabt.

Der Burst Modus kann je nach Situation aber auch sehr nützlich sein, da er alle Statusveränderungen heilt, dafür sorgt dass Arts augenblicklich verwendet werden, und dazu führt dass alle gegnerischen Züge übersprungen werden. Der Nachteil an der ganzen Sache ist allerdings, dass dieser Modus storybedingt immer nur am Ende eines jeden Kapitels freigeschaltet wird (einzig das Finale stellt in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar). Und da habe ich ihn zumindest auf Normal so gut wie nie verwendet, außer natürlich bei den Bosskämpfen. Die sind diesmal auch ein bisschen schwerer als in Zero, was aber vor allem daran liegt dass es mehrere Bosskämpfe gibt die man eigentlich nicht gewinnen muss, aber die man mit viel Geduld tatsächlich gewinnen kann. Das ist mir persönlich aber nicht gelungen. Vor allem nicht bei einem Boss bei dem ein 5 Minuten Timer runterläuft der selbst während S-Craft Animationen nicht angehalten wird. Da hätte ich also alle Animationen überspringen und vor allem im Vorfeld wissen müssen was mich erwartet.

JRPG

Ansonsten gibt es gameplaytechnisch nur noch zwei, relativ unbedeutende Dinge zu erwähnen. Zum einen das Pom Minispiel, das an Puyo Puyo erinnert und wo man sich im Laufe der Story mit diversen Charakteren messen kann. Durchaus eine nette Ablenkung für zwischendurch, aber ansonsten ist es komplett nutzlos da es innerhalb der Story nur ein einziges Mal zur Anwendung kommt und keinerlei Belohnung mit sich bringt. Die SSS erhält außerdem ein Auto mit dem viele Orte innerhalb von Crossbell auf etwas komfortablere Art und Weise erreicht werden können als mit dem Bus. Das kann man auch ein bisschen färben, dekorieren und anderweitig aufmotzen, aber das einzig nennenswerte Feature ist die Möglichkeit die Gruppe innerhalb des Autos zu heilen. Durchaus ganz nett, aber wirklich brauchen tut man es nur selten.

Trails to Azure ist also ein fantastisches Sequel das seinen Vorgänger in jeglicher Hinsicht überbietet und in seiner aktuellen Form nur darunter leidet dass die Übersetzung bei weitem nicht so gut ist wie die vom Geofront Team. Da ich die aktuelle Fassung vollkommen ausreichend fand, würde ich aber empfehlen jetzt schon zuzugreifen, vor allem wenn ihr vorhabt die komplette Cold Steel Reihe zu spielen ohne euch zu sehr zu spoilern. Alle andern müssten vermutlich noch ein paar Monate warten, auch wenn der nächste Patch gut voranzukommen scheint und bei weitem nicht so lange auf sich warten lassen soll wie der von Zero.


Apropos Spoiler, insofern ihr nicht vorhabt ständig zwischen mehreren Spielen hin- und herzuspringen, dann würde ich empfehlen Cold Steel 1 und 2 zuerst zu spielen. Azure spoilert nämlich sowohl das Ende des ersten als auch des zweiten Teils. Zwar nicht in allen Belangen, aber die jeweiligen Enthüllungen bereits im Vorfeld zu wissen dürfte die Story zumindest ein bisschen ruinieren. Umgekehrt gibt es zwar auch ein paar Spoiler die etwas nervig sein können, aber das lässt sich halt nur lösen wenn ihr zwischen drei Spielen herumspringt um die Stories möglichst chronologisch abzuhandeln. Sicherlich machbar, aber das wäre mir persönlich zu blöd gewesen.


Abschließende Bewertung



Trails to Azure ist ein fantastisches Rollenspiel das seinen Vorgänger dank vieler Plottwists und fantastisch inszenierter Action in jeglicher Hinsicht überbietet. Wie für die Reihe üblich gibt es außer ein paar Dungeons allerdings so gut wie nichts neues zu erforschen und es dauert circa 20 Stunden bis die Story endlich in Fahrt kommt.

 

Positive Aspekte von Trails to Azure

  • Ein wunderbarer Soundtrack der nur selten enttäuscht.
  • Eine interessante, politische Story die im Laufe des Spiels immer weiter eskaliert und fantastisch inszeniert ist.
  • Die Bosskämpfe sind diesmal ein bisschen herausfordernder, vor allem wenn man versuchen will die Bosse zu bezwingen die man nicht besiegen muss.
  • Dank der ständig eskalierenden Story war ich diesmal sehr viel motivierter nach jedem wichtigen Ereignis alle Gebiete abzugrasen und mit jedem NPC zu reden.

 

Negative Aspekte von Trails to Azure

    • Außer ein paar Dungeons gibt es so gut wie nichts neues zu entdecken.
    • Die aktuelle Übersetzung ist bei weitem nicht so gut wie die des Vorgängers, auch wenn ich schlimmeres erwartet hatte.
    • Das letzte Dungeon ist viel zu lang und hat außerhalb der Kämpfe keinen einzigen guten Song zu bieten.
    • Ohne Lösung ist es so gut wie unmöglich alle Charakterbeziehungen aufs Maximum zu bringen da es Ingame nicht möglich ist die entsprechenden Punkte einzusehen und einem auch nie gesagt wird wie man diese steigern kann.