[Review] Wer tötete Eisbaer? - Jack-Reviews.com

[Review] Wer tötete Eisbaer?

rpg-maker krimi
Wer tötete Eisbaer? ist ein textlastiger Krimi der mit dem RPG-Maker erstellt wurde
Wer sich an Quest for...Whatever erinnert wird vermutlich ein Fungame erwarten, aber das ist Wer tötete Eisbaer? keinesfalls, wenngleich es sich nicht 100%ig ernst nimmt. Ursprünglich sollte es eine Art Chaingame werden, nur das jeder Teil eine unabhängige Geschichte erzählt hatte anstatt aufeinander aufzubauen. Das ist schlussendlich aber im Sand verlaufen und dank der Copyright-Probleme in der Makerszene hat sich unsere Gruppe, die RPG-Freakz, auch aufgelöst.
Später gab es einen Versuch das Projekt in Form eines Contests wiederzubeleben, aber auch das führte zu keinem Ergebnis. Mittlerweile hat JasonWeal aber seine Version des Spiels doch noch fertiggestellt und mit ~5 Stunden Spielzeit ist es sogar recht umfangreich.

Jedenfalls geht es, wie der Name schon vermuten lässt, um einen Mordfall. Eine Gruppe von Leuten wird zu einem Bankett auf Eisbaers Villa eingeladen, aber wie sich schnell herausstellt hat ihr Gastgeber bereits das Zeitliche gesegnet und in der Rolle von Möbius Dünkelbraun gilt es nun herauszufinden wer für den Mord verantwortlich ist. Dabei wird er von einem kleinen grünen "Ball" namens Nase unterstützt. 

Diese Kreatur ist auch einer der Gründe warum die Story nicht 100%ig ernst genommen werden kann, aber er hat mich wesentlich weniger gestört als zwei inkompetente Polizisten die später dazu stoßen. Interessanterweise haben diese mich sogar mehr gestört als die Tatsache, dass der Tod höchstpersönlich zu den Gästen gehört.

wer tötete Eisbaer

Wer tötete Eisbaer? spielt sich jedenfalls so wie man es wohl von einem Krimi erwarten würde: Es wird extrem viel geredet, ab und zu muss man die Villa nach Hinweisen absuchen und an ein paar Stellen gibt es sogar Kämpfe. Die Gespräche ziehen sich teilweise arg in die Länge und hätten sicher kürzer gefasst werden können, aber wirklich schlimm sind sie nicht. Wobei es ein paar Stellen gibt die ich etwas dumm fand, wie z.B. die Erinnerung daran wie Möbius auf Nase traf und dabei folgenden Satz von sich gibt: "Du hast ja gar keine Nase."
Was nun wirklich nicht der Satz ist der mir als erstes in den Sinn kommen würde wenn ich ein ballförmiges Tier treffe das sprechen kann.

Das Gameplay ist durchgehend gelungen, zumal man nicht darauf angewiesen ist jedes einzelne Objekt nach Hinweisen abzusuchen, wie wohl in einer Point and Click Adaption des Konzepts zu erwarten gewesen wäre.

Allerdings gibt es Buchstaben die überall in der Villa verstreut sind und die wie optionale Gegenstände wirken, es ist aber nicht sind. Ohne diese kann man das letzte Gebiet des Spiels nämlich nicht betreten. Mir fehlten zum Glück nur drei Stück, aber wer sie bis dahin ignoriert hat könnte sich dazu gezwungen sehen die gesamte Villa von oben bis unten zu durchkämmen. Das hätte an sich auch weggelassen werden können.

Mittlerweile habe ich sogar erfahren, dass die Buchstaben benötigt werden um ein etwas offensichtlicheres Ende zu erhalten, allerdings habe ich die komplette Villa auf den Kopf gestellt und keine weiteren ausfindig machen können.

Dann wären da noch die Kämpfe über die ich eigentlich nicht viel zu sagen habe, denn sie funktionieren recht gut. Im ersten Kampf ist es allerdings kontraproduktiv sich zu heilen da der Boss weiterhin angreift, aber davon abgesehen hat mich nur der letzte Kampf gestört. Eigentlich ist er sehr einfach, außer man hat vergessen vorher ein bestimmtes Item zu benutzen ohne das der Kampf unmöglich ist ... was mir natürlich passiert ist. Zum Glück gibt es kein Game Over wenn man stirbt.

wer tötete Eisbaer?

Obwohl das Spiel vor Gastrollen strotzt ist keinerlei Insider-Wissen vonnöten


Ich hatte eigentlich nicht viel erwartet und wurde schlussendlich positiv überrascht. Das Spiel mag fast ausschließlich aus Gastrollen bestehen, aber man benötigt keinerlei Insider-Wissen um etwas mit den Charakteren anfangen zu können. Es ist zwar etwas seltsam, dass Eisbaer auch tatsächlich ein Eisbär ist, aber das muss man einfach hinnehmen, genauso wie die Anwesenheit des Todes.
Wie bereits erwähnt haben mich die später auftauchenden Polizisten wesentlich mehr gestört, eben weil sie so gut wie nichts zur Story beitragen. Der eine ist britisch, der andere ein schwarzer Pirat ... und naja, sie wirkten einfach unpassend. Genauso wie eine alte Frau die in der Villa rumsteht und nur als Gag dient.

Davon abgesehen ist die Story aber sehr interessant und wird auch einigermaßen glaubhaft präsentiert. Mehr kann ich aber nicht sagen ohne zu spoilern worum es eigentlich geht. Von daher müsst ihr euch einfach überraschen lassen.

Ansonsten gibt es nur noch zwei Dinge die ich kritisieren muss:
  • an einer Stelle spielen die Charaktere Golf, aber dabei werden keinerlei Animationen abgespielt, wodurch es so wirkt als würden sie Luftgolf spielen
  • statt Fade Out Befehlen wird sehr oft nur der Screentone einer Map verändert wodurch die ganze Zeit die Lightmaps sichtbar sind obwohl die Map selbst nicht mehr zu sehen ist
An sich hätte es noch eine Sache gegeben die ich extrem unglaubwürdig fand, aber überraschenderweise hat mir das Spiel dafür am Ende noch eine gute Erklärung geliefert, von daher spare ich mir mal zu erwähnen worum es dabei geht.

Note: 2
Wer tötete Eisbaer? ist zwar kein klassischer Krimi, erzählt aber durchaus eine interessante Geschichte. 
Pro
  • interessante und umfangreiche Story
  • das Spiel mag sich nicht immer ernst nehmen aber es ist durchaus kein Fungame
  • obwohl es fast nur aus Gastrollen besteht ist kein Insider-Wissen von Nöten
  • zwischendurch gibt es ein paar nette Minispiele zur Auflockerung, allerdings fand ich das letzte etwas unnötig in die Länge gezogen
Contra
  • Lightmaps werden fast nie ausgefadet
  • die Dialoge sind teilweise umfangreicher als sie sein müssten
  • die beiden unfähigen Polizisten und die alte Oma wirken eher fehl am Platz
  • gegen Ende gibt es einen Deus Ex Machina-Moment der manchen nicht gefallen könnte