[Review] Might & Magic X - Legacy - Jack-Reviews.com

[Review] Might & Magic X - Legacy

Oldschool RPG

Bevor ich überhaupt irgendwas zum Spiel sage, sollte ich vermutlich erwähnen, dass ich bis zum heutigen Tage nur zwei Teile der Reihe gespielt habe. Zum einen Might & Magic 6, wo außer endlosen Gegnerhorden nichts haften geblieben ist, sowieso Might & Magic 4. Letzteres ist allerdings so lange her, dass ich das Gameplay damals nicht wirklich verstanden habe. Ich musste sogar cheaten um überhaupt irgendwie voranzukommen. Von daher kann ich Legacy mit keinem dieser Teile vergleichen, auch wenn es Might & Magic 4 am ähnlichsten zu sein scheint.

Legend of Grimrock 2 ist Might & Magic X aber auch sehr ähnlich, nicht nur wegen der Grid-basierten Steuerung, sondern weil es ebenfalls auf einer Insel spielt. Im Gegensatz zu Grimrock gibt es aber nicht nur Dungeons sondern auch eine Reihe von Städten zu erforschen, wodurch man nicht auch nur annähernd so planlos durch die Gegend läuft. Might & Magic X ist außerdem ein bisschen linearer, was unter anderem am Kampfsystem liegt.

In Legend of Grimrock findet das in Echtzeit statt, wodurch man Gegnern eventuell aus dem Weg gehen kann. In Might & Magic X kommt dafür ein rundenbasiertes Kampfsystem zum Einsatz, was eine Flucht absolut unmöglich macht. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen die Gegner irgendwie abzuschütteln, ganz egal wohin ich auch gerannt bin. Und sobald sie in den Nahkampf übergehen, muss man sie bezwingen um sich wieder bewegen zu können.

Might & Magic X

Hat mir aber durchaus gut gefallen, schon weil mehr Taktik als in Legend of Grimrock erforderlich ist. So kann man sich nicht nur auf verschiedenste Art und Weise buffen, sondern auch Angriffe auf bestimmte Party-Mitglieder lenken. Sehr hilfreich bei mächtigen Gegnern die Magier mit einem Schlag aus den Socken hauen könnten. Und auf Magier hätte ich vor allem gegen Ende nicht verzichten wollen.

Zum einen weil es einen Zauber gibt der Gegner daran hindert Angriffe zu blocken (und manche Gegner blocken so gut wie jeden Angriff...) und zum anderen weil es einen Buff gibt der Statusänderungen verhindert. Sehr hilfreich gegen Geister die ansonsten die komplette Party innerhalb weniger Züge kampfunfähig machen können. Deswegen würde ich jedem empfehlen so oft wie möglich Qicksaves anzulegen und sich bei bestimmten Gegnergruppen vor Beginn des Kampfes hochzubuffen. Sonst verschwendet man nur unnötig Züge die man stattdessen mit Fernkampfangriffen füllen könnte.

Trotz all dieser taktischen Komponenten gibt es aber ein paar Aspekte die ich am Kampfsystem nicht mag. Zum einen die absurde Menge an Mana die man selbst im Endgame noch verbrennt. Dadurch habe ich vermutlich tausende Tränke verbraucht die einen Großteil meiner Gold-Reserven gefressen haben dürften. Mag im Endgame kein Problem sein, da ich mehr Gold hatte als ich irgendwie hätte ausgeben können, aber bis dahin dauert es auch einige Zeit.

Man kann zwar jederzeit rasten um sein Mana aufzufüllen, aber dazu muss man sich erst Vorräte kaufen. Die einzig kostenlose Heilmethode sind Brunnen die überall in der Spielwelt verteilt sind. Hilft in Dungeons aber nur sehr selten, zumal die nur einmal pro Tag verwendet werden können. Bleibt man länger als einen Tag lang wach, dann erleidet die Party aber irgendwann einen Schwächeanfall der Magier unter anderem am zaubern hindert.

Rollenspiel Kampfsystem

Das Kampfsystem hat aber noch ein viel größeres Problem zu bieten: Gegner die aus dem Nichts spawnen und einen somit von mehreren Seiten umzingeln. Bei Magiern oder Geistern nehme ich das noch einigermaßen hin (zumal man teilweise sehen kann wie sie sich reinteleportieren oder durch Wände schweben), nicht aber bei einer Armee von Fußsoldaten die sich innerhalb einer Sekunde plötzlich hinter einem manifestiert. Ab und zu wäre das vielleicht okay gewesen um Spieler mit einer besonderen Herausforderung zu konfrontieren, aber es passiert halt einfach ständig. Und wenn man richtig steht, dann kann man sogar mitverfolgen wie die Gegner aus dem Nichts erscheinen. Andere haben wenigstens die Güte irgendwo um Ecken herum zu spawnen, wodurch man nicht direkt von allen Seiten attackiert wird.

Ein kleineres, aber durchaus nerviges Problem, ist die Tatsache, dass sowohl Waffen als auch Rüstungen beschädigt werden können. Passiert zwar insgesamt recht selten und manchmal habe ich die Gegner trotzdem ohne größere Probleme besiegen können, es führt aber trotzdem zu vielen nervigen Trips zur nächsten Stadt um die wieder zu reparieren. Und wo ich gerade bei Rüstungen war: einen Großteil des Spiels über kann man sich nicht erlauben überhaupt welche zu tragen. Von Roben mal abgesehen. Rüstungen senken nämlich die Angriffskraft des Trägers, insofern man den Malus nicht mit Skillpunkten ausgleicht. Da Might & Magic X kein leichtes Spiel ist, sollte man auf Schaden aber wirklich nicht verzichten.

Neben Kämpfen hat das Spiel aber natürlich auch noch mehr zu bieten, darunter viele Rätsel. So gibt es Kisten mit Wörterrätseln, Druckplatten die in bestimmter Reihenfolge aktiviert werden müssen, Teleporterrätsel, sowie Schalterrätsel die ebenfalls eine bestimmte Reihenfolge verlangen. Ist teilweise gut machbar, in anderen Fällen musste ich die Lösung aber nachschlagen. Darunter für Rätsel im elementaren Dungeon, wo man Fähigkeiten wie „auf Wasser laufen“ oder „Gebirge erklimmen“ erlernen kann. Ein bisschen blöd wenn man die Fähigkeit braucht um die komplette Insel erkunden zu können. Bei optionalen Rätseln ist das ja egal, auch wenn ich kein Fan von Todesfallen bin die komplett auf Trial & Error basieren. Quicksaves lassen sich zwar relativ schnell laden, aber wenn jeder Schritt ein Game Over bedeuten kann, dann ist das trotzdem sehr nervig.

Rollenspiel

Wenn man am Ende ein Relikt finden sollte das man tatsächlich verwenden kann, dann hat sich der Frust aber schon gelohnt. Relikte sind nämlich besser als alles was man sonst finden kann und gehen nie kaputt. Ihre Startwerte könnten zwar schlechter sein als das was man gerade trägt, im Gegensatz zum Rest der Ausrüstung leveln sie aber mit. Das maximale Level mag dabei sehr niedrig sein, aber dadurch kann man auch Relikte maximieren die man erst gegen Ende findet. Hätte ansonsten problematisch sein können, da Gegner nie respawnen.

Das einzig nervige an Relikten (sowie anderen magischen Gegenständen), ist die Tatsache, dass man sie erst identifizieren muss. Sprich man muss immer und immer wieder in die nächste Stadt zurücklatschen um herauszufinden ob man irgendwas nützliches gefunden hat. Von daher kann ich nur zu raten den Zauber zu erlernen der solche Trips unnötig macht.

Es gibt zwar auch einen Begleiter der Gegenstände kostenlos identifizieren kann, andere sind auf längere Sicht aber nützlicher. Wie ein Hund der Geheimgänge sichtbar macht, ein Händler der einem Gegenstände abkaufen kann (was vor allem gegen Ende extrem nützlich ist, wie im unteren Screenshot zu sehen), oder ein Gelehrter der die erhaltene Erfahrung um 10% erhöht.

Loot

Es wäre aber schön gewesen, wenn die Entwickler einen Extra Slot für Quest-Begleiter eingebaut hätten. Davon gibt es zwar nur wenige, aber dadurch war ich zum Beispiel gezwungen vor dem Endkampf meinen Händler aus der Party zu werfen. Das ganze Geld was ich da noch hätte verdienen können, hätte ich zwar eh nicht wirklich gebraucht (außer für ein geheimes Postgame-Dungeon sowie den DLC), aber ständig mit vollem Inventar rumrennen zu müssen war schon ein bisschen nervig.

Viel nerviger war allerdings die Tatsache, dass das Spiel vor Grafikfehlern nur so überquillt. Und die werden gegen Ende nur noch schlimmer. So habe ich bei manchen Dungeon-Eingängen nur einen pinken Hintergrund gesehen und viele Gegner haben irgendwann nur noch geflackert oder gerauscht oder wie auch immer man das nennen will. An einer Stelle ist außerdem ein Charakterportrait verschwunden und erst nach Neustart des Spiels zurückgekehrt. Soll laut den Steam Foren an den Grafiktreibern liegen und ließe sich eventuell mit älteren Treibern beheben. Das zu testen war mir aber zu blöd.

Bugs

Von richtigen Bugs bin ich aber weitesgehend verschont geblieben. Ich erinnere mich jedenfalls nur an eine Stelle wo während des gegnerischen Zugs plötzlich nichts mehr passiert ist. An anderen Stellen schien es zwar ebenfalls so als wäre ich grundlos im Kampf gefangen, aber da konnte ich mich wenigstens noch bewegen und habe auch irgendwann noch Gegner gefunden die mich angreifen wollten. Sie waren nur scheinbar zu weit weg um einen Weg zu mir zu finden. Die Tatsache, dass das Spiel Uplay erfordert, hat außerdem mehrmals dazu geführt, dass der erste Spielstart mit einem schwarzen Bildschirm endete. Startet Uplay also besser zuerst.

Und das wars dann auch eigentlich. Euch dürfte zwar aufgefallen sein, dass ich bisher kein Wort über die Story verloren habe, aber viel gibt es da auch nicht zu sagen. Man spielt halt eine Gruppe von Abenteurern die die Asche ihre Lehrmeisters in dessen Heimat bestatten will und stattdessen in eine Verschwörung hineingezogen wird. Ist alles ganz okay, aber schlussendlich nichts weiter als eine Ausrede um die Insel und dessen Dungeons zu erforschen.

Wer damit leben kann und Dungeon Crawler mag, der dürfte durchaus seine Freude an Might and Magic X haben. Es ist zwar manchmal extrem frustierend, hat aber trotzdem einen gewissen Suchtfaktor zu bieten durch den ich häufiger länger gespielt habe als ursprünglich geplant war. Nach 33 Stunden war ich dann aber auch fertig, was bei diesem Setting vollkommen okay ist.




Might & Magic X kann teilweise sehr frustrierend sein, vor allem wenn Gegner plötzlich hinter einem spawnen, aber im Großen und Ganzen ist es ein guter Dungeon Crawler der einiges an Taktik erfordert. Wer eine interessante Story sucht, der wird hier allerdings nicht fündig.

 

Positive Aspekte von Might & Magic X

  • man kann jederzeit speichern
  • es gibt einige Schnellreise-Methoden
  • gutes Kampfsystem mit vielen taktischen Optionen
  • Geld mag anfangs zwar nicht so einfach zu bekommen sein, gegen Ende schwimmt man aber geradezu darin
  • es gibt einige Brunnen bei denen man sich einmal pro Tag heilen kann, sowie Statuen die negative Effekte entfernen oder die Gruppe mit einem Buff versehen
  • man kann überall rasten, egal ob Gegner in der Nähe sind oder nicht (allerdings nur solange man Vorräte bei sich trägt)

 

Negative Aspekte von Might & Magic X

  • die Story ist insgesamt recht dürftig
  • Zauber verbrauchen selbst am Ende des Spiels viel zu viel Mana 
  • viele störende Grafikfehler für die man eventuell ältere Treiber bräuchte
  • Gegner spawnen ständig aus dem Nichts und greifen dann von mehreren Seiten gleichzeitig an
  • Rüstungen sind die meist Zeit recht nutzlos, da man erst Skillpunkte investieren muss um den Angriffs-Malus zu reduzieren
  • ein paar der optionalen Dungeons können nur mithilfe bestimmter Klassen abgeschlossen werden, was einem das Spiel in keinster Weise mitteilt
  • es gibt nur zwei Slots für Begleiter, ganz egal ob sie optional sind oder nicht