[Review] Dishonored 2 - Jack-Reviews.com

[Review] Dishonored 2

Stealth Game

Dishonored 2 beginnt 15 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils und handelt davon wie sich die Hexe Delilah Copperspoon den Thron von Dunwall unter den Nagel reißt. Und das trotz der Tatsache, dass sie in The Brigmore Witches eigentlich bezwungen wurde. Wie es dazu kam wird später noch erklärt, von daher werde ich das auch nicht spoilern. Ich muss allerdings sagen, dass mir der Anfang ein bisschen gehetzt wirkt. Man hat kaum Zeit sich zu orientieren, da ist Emily auch schon vom Thron gestoßen und einer der Protagonisten für immer von der Bildfläche getilgt.

Das soll nicht heißen, dass einer von ihnen stirbt. Es hätte aber keinen großen Unterschied gemacht, da entweder Emily oder Corvo für 99% des Spiels eine Statistenrolle einnehmen, je nachdem für wen man sich entscheidet. Und das finde ich ein bisschen schade, hätte ich doch gern gesehen wie die beiden miteinander interagieren, jetzt wo Corvo tatsächlich eine Stimme bekommen hat.

Hätte storytechnisch vielleicht ein paar Probleme aufgeworfen, aber mir würden durchaus Wege einfallen diese aus der Welt zu schaffen. So könnte Emily in einem Durchgang ihr Schicksal selber in die Hand nehmen wollen, während sie sich in einem anderen ganz auf ihren Vater verlässt. Dann müsste man sich auch keine Gedanken darüber machen wie man die Runen untereinander aufteilt, immerhin würde einer der Charaktere im Hub zurückbleiben während der andere die Drecksarbeit erledigt.

Dishonored 2 Review

Dann hätte der Hub auch etwas lebendiger gewirkt als es jetzt der Fall ist. Anstatt einen Pub samt Umgebung erkunden zu können, muss man es sich nämlich auf einem Schiff gemütlich machen. Und dieses hat in Sachen NPCs nicht viel zu bieten, zumal manche von ihnen nur erschienen wenn man sie innerhalb der Story verschont. Dementsprechend führen Emily und Corvo die meiste Zeit nur Selbstgespräche. Ist zwar immer noch besser als einen stummen Protagonisten spielen zu müssen, aber da wäre  soviel mehr drin gewesen. Aber genug gemeckert! Zurück zum Gameplay.

Dieses hat sich seit dem ersten Teil nicht groß verändert, von der Charakterauswahl mal abgesehen. Und dort zeigen sich auch schon die wichtigsten Unterschiede, stehen Emily doch andere Fähigkeiten als Corvo zur Verfügung. Diese sind allerdings nicht ganz so cool. So kann sie ihre Gegner weder von Ratten verspeisen lassen noch die Zeit anhalten. Und ihre Schattenform fand ich insgesamt sehr nutzlos. Weil Gegner sehen sie trotzdem, diese zu erledigen dauert genauso lange wie ein normaler Angriff, und die Rattentunnel die sie bereisen kann habe ich nur ein einziges Mal bemerkt. Und an der Stelle durfte ich einen furchtbaren Umweg nehmen obwohl ich auch einfach durch ein Fenster hätte einsteigen können.

Gift of the Outsider

Wer das selbe Spielerlebnis wie im Vorgänger haben will, der sollte also mit Corvo anfangen. Im Anschluss kann man außerdem mit einem New Game+ weitermachen, wo der andere Charaktere auf die komplette Palette an Fähigkeiten zugreifen kann. Dadurch wird das Spiel allerdings zu einfach, schon weil alle Runen des ersten Durchgangs in den zweiten übertragen werden und neu verteilt werden können. Man könnte also mit Corvo ständig die Zeit anhalten und somit einen Großteil aller Missionen innerhalb weniger Minuten erledigen. Ist beim zweiten Mal zwar nicht so tragisch, aber beim ersten Mal sollte man sich schon die Zeit nehmen soviel wie möglich zu erforschen. Nicht nur um die ganzen Schätze, Baupläne, Runen und so weiter einzusacken, sondern um Gespräche zu belauschen und Notizen einzusammeln die Karnaca und seinen Bewohnern erst so richtig Tiefe verleihen.

Es gibt außerdem ein paar richtig coole Missionen zu meistern. Allen voran das Clockwork Mansion, welches quasi eine gewaltige Maschine mit vielen unterschiedlichen Konfigurationen ist. Dort gilt es nicht nur durch die Gegend zu schleichen (oder sich durchzumetzeln, wenn einem das lieber ist), sondern sich auch durchzurätseln um sein Ziel überhaupt erst zu erreichen. Und das kann man auf zwei unterschiedlichen Wegen tun. Entweder folgt man den Anweisungen des Besitzers ... oder man verhält sich wie ein wahrer Attentäter und findet einen Weg bei dem das Opfer erst im Augenblick seines Todes von Corvos oder Emilys Anwesenheit erfährt.

Clockwork Soldier

Trotz dieses coolen Konzepts zeigt diese Mission aber auch eines der enttäuschendsten Elemente von Dishonored 2: die Clockwork Soldiers. Diese mechanischen Soldaten wirken im Intro richtig furchteinflößend, können sie ihre Gegner doch innerhalb von Sekunden zu Hackfleisch verarbeiten. Sie reden allerdings mit der Stimme ihres Schöpfers und geben am laufenden Band nüchterne Kommentare von sich.
"Die Maschine lädt ihre Magnetspule wieder auf"

"Okay, die Maschine hat irgendwas bemerkt."

"Diese Wiedergabe deutet auf Entdeckung ohne Gewissheit hin."
Und so weiter und so fort. Nicht gerade furchterregend. Im offenen Kampf können sie zwar Probleme bereiten, aber auch nur dann wenn man keine Granaten oder Bomben bei sich trägt. Man kann außerdem problemlos vor ihnen wegrennen. Viel Gelegenheit bietet sich dazu allerdings nicht. Gibt glaube ich nur drei Missionen in denen diese Maschinen überhaupt vorkommen (inklusive dem Clockwork Mansion). Da hätten die Entwickler wirklich mehr draus machen können.

Dishonored 2

Sie haben allerdings noch ein anderes cooles Konzept eingebaut: eine Zeitreise-Mission in der man nahtlos zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln kann. Das dazu verwendete Gerät hat außerdem einen Fächer zu bieten mit man einen Blick in die andere Zeitebene werfen kann ohne in diese wechseln zu müssen. So kann man schon im Voraus nach Gefahren Ausschau halten. Nur weil man sich in der Gegenwart befindet heißt das nämlich nicht, dass die Gegner in der Vergangenheit still stehen.

Diese Mission hat außerdem einen ähnlichen Trick wie das Clockwork Mansion zu bieten. Worum es sich dabei handelt will ich hier aber nicht verraten. War aber ganz cool das beim zweiten Mal auszuprobieren. Diese Mission hätte aber trotzdem noch interessanter sein können. In der Gegenwart gibt es nämlich Stellen an denen ominöse Schrittgeräusche zu vernehmen sind, so als würde ein Monster die Hallen durchstreifen. Das läuft aber auf nichts hinaus, dabei wäre eine Horror-Mission ganz interessant gewesen.

Ich hätte mir außerdem ein etwas umfangreicheres Finale gewünscht. Am besten eins in dem man sieht wie Dunwall zugrunde geht anstatt bereits in Trümmern zu liegen. So fand ich den Übergang ein bisschen drastisch. War zwar trotzdem besser als das Low Chaos Ending des ersten Teils (welches geradezu langweilig war), aber da wäre trotzdem mehr drin gewesen. Diesmal habe ich zwischen den unterschiedlichen Endings aber keinen großen Unterschied bemerkt. Wenn es denn überhaupt einen gibt.

Stealth Game

Von daher ist Dishonored 2 trotz all seiner Stärken für mich der schwächere Teil der Serie. Der Unterschied mag nur geringfügig sein, aber es fehlt einfach das gewisse Etwas um es zu einem fantastischen Titel anzuheben. Wer den ersten Teil mochte, der dürfte aber trotzdem seinen Spaß mit haben. Und wer das Gameplay viel zu einfach findet, der darf sogar dem Outsider entsagen und das Spiel ohne Fähigkeiten meistern. Könnte teilweise sehr knifflig sein, weswegen ich das selber nie versuchen würde. Aber es ist auf jeden Fall eine interessante Option. Demnächst soll man sich außerdem seinen eigenen Schwierigkeitsgrad zusammenbasteln können, natürlich mit einer Option für Permadeath.

Eine Sache muss ich aber noch erwähnen. Mit meiner GTX 1070 habe ich zwar keinerlei Performance-Probleme erlebt, aber beim zweiten Versuch ließ sich das Spiel nicht mehr starten. Scheint an einem Konflikt mit Geforce Experience zu liegen. Falls ihr also ebenfalls Probleme habt, dann zwingt das Spiel über Geforce Experience in den Fenstermodus und stellt es dann im Spiel wieder auf die normalen Einstellungen um. Danach dürfte es eigentlich laufen. Ich würde euch außerdem empfehlen die Intro Videos zu überschreiben. Die dauern nämlich viel zu lange und lassen sich nicht überspringen, was heutzutage echt nicht sein sollte.


 

Abschließende Bewertung



Dishonored 2 ist ein gutes Sequel das aus seinen neuen Elementen aber nicht genug macht. Wer den Vorgänger mochte dürfte trotzdem seinen Spaß dran haben. Es wäre aber soviel mehr möglich gewesen.

 

Positive Aspekte von Dishonored 2



  • im Gegensatz zum Vorgänger hat Corvo endlich eine Stimme
  • die Missionen können auf vielfältige Art und Weise bestritten werden
  • wer die ultimative Herausforderung sucht kann dem Outsider entsagen und ohne Fähigkeiten spielen
  • ein paar der Missionen sind richtig cool, auch wenn aus den jeweiligen Konzepten noch mehr hätte gemacht werden können

 

Negative Aspekte von Dishonored 2

 
  • sowohl der Anfang als auch das Ende gingen mir ein bisschen zu schnell
  • aus manchen Konzepten (wie den Clockwork Soldiers) wurde viel zu wenig gemacht
  • der neue Hub ist langweilig und bietet zu wenig NPCs mit denen Corvo oder Emily interagieren könnten
  • anstatt innerhalb der Story miteinander zu interagieren wird der nicht gewählte Protagonist für 99% des Spiels von der Bildfläche getilgt