[Review] Metro: Exodus - Jack-Reviews.com

[Review] Metro: Exodus

Apokalypse

Metro: Exodus ist der dritte Teil der Metro Reihe und in gewisser Weise auch eine Nacherzählung von Metro 2035, dem offiziell letzten Band der Roman-Trilogie. Im Gegensatz zu den Vorgängern habe ich mir das Buch allerdings direkt gespart, da es eine richtig dumme Änderung am Setting vornimmt die  in Metro: Exodus glücklicherweise komplett ignoriert wird. Es erzählt außerdem nur den Teil der Story wieder der relevant ist um die restliche Handlung von Exodus in Bewegung zu setzen, welche weit über das Buch hinaus geht. Und auch weit über die Metro, weswegen man das Spiel vermutlich eher mit S.T.A.L.K.E.R. als mit seinen Vorgängern vergleichen könnte.

Artyom und Co kapern nämlich in den ersten Stunden einen Zug und beginnen damit einen Roadtrip durchs radioaktive Russland um eine neue Heimat an der Erdoberfläche zu finden. Wie sich herausstellt gibt es nämlich immer noch weitläufige Areale in denen so gut wie keine Strahlung vorhanden ist, und in denen sich tatsächlich Menschen niedergelassen haben. Und das macht auch durchaus Sinn, da natürlich nicht jeder einzelne Fleck auf der Erde mit Atomwaffen angegriffen worden wäre. Das dumme ist nur, dass die einst so bedrohliche Oberfläche dadurch einen Großteil ihrer Atmosphäre eingebüßt hat.

Man muss zwar immer noch auf Mutanten achten, zumal es welche gibt die wie Chameleons mit der Umgebung verschmelzen, aber ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern an den ich mir über meine Gasmaske oder deren Filter Gedanken gemacht hätte. Und dementsprechend besteht auch nie wirklich der Drang sich unter der Erde zu verkriechen um der Strahlung zu entkommen.

Metro: Exodus

Die ach so gefährlichen Dämonen, auf die einen so mancher Ladebildschirm hinweist, sind außerdem zur Hintergrunddeko verkommen. Also, man kann sie zwar immer noch bekämpfen, es gibt aber nur eine einzige Nebenquest wo das tatsächlich vonnöten ist. Der erwartete Kampf war allerdings ein Witz, da meine Schrotflinte das Vieh mit zwei Schüssel erlegt hat ohne dass es auch nur irgendwas machen konnte. Einzig meine zweite (und letzte) Begegnung mit einem Dämon war ein bisschen cooler. Da saß ich nämlich in meinem Auto und wollte gerade auf die Karte schauen, als ich überraschend aus dem Wagen gerissen und in die Luft gezerrt wurde. Dummerweise hat mich das Biest danach aber zu Boden geworfen ... und dann komplett ignoriert. Da hätten die Entwickler also noch dran arbeiten müssen damit die Dämonen ihrem Ruf tatsächlich gerecht werden.

Ab und zu gibt es aber glücklicherweise Stellen die zumindest versuchen die Atmosphäre der Vorgänger wieder einzufangen, darunter einen Bunker den man größtenteils im Licht seiner Taschenlampe erforschen muss, und wo man ständig Monster in der Dunkelheit umherhuschen hört. Da hatte ich mir aufgrund gewisser Ereignisse allerdings ein bisschen mehr von erhofft als tatsächlich geboten wurde (aufgrund der ständigen Beben hatte ich nämlich vermutet, dass irgendwo in der Tiefe ein Bossmonster auf mich wartet, aber dem war leider nicht so). Das ruiniert diese Stelle zwar nicht, aber da hätten die Entwickler durchaus mehr draus machen können.

Das zeigt vor allem das letzte Gebiet des Spiels, welches nochmal richtig schön atmosphärisch ist und vermutlich mit zum besten gehört was die Reihe je geboten hat. Das hat schlussendlich aber nur bestätigt was ich die ganze Zeit vermutet hatte: dass Metro: Exodus ohne die weitläufige Oberwelt ein sehr viel besseres Spiel gewesen wäre. Das Endergebnis ist zwar trotzdem nicht schlecht, aber manche Aspekte hätten einfach noch sehr viel stärker ausgebaut werden müssen damit ich die Atmosphäre der Metro nicht so sehr vermisse.

Freundschaft

So darf man zum Beispiel nach jedem Kapitel erst mal eine Verschnaufspause einlegen und mit den anderen Charakteren interagieren, was schonmal eine halbe Stunde oder länger dauern kann. Wobei interagieren eigentlich das falsche Wort ist, da Artyom wie schon in den Vorgängern nie auch nur ein Wort sagt (außer in seiner Rolle als Erzähler zwischen den Missionen), selbst wenn er direkt angesprochen wird. Mag in Metro 2033 oder Last Light nicht so sehr gestört haben, aber aufgrund der Masse an Gesprächen die man hier am Stück erlebt, wäre es diesmal echt sinnvoll gewesen wenn er mal den Mund aufmacht.

Dann hätte es vor allem keine so bizarre Situation gegeben wie die in der eine wildfremde Frau ungefragt ihre komplette Lebensgeschichte erzählt während Artyom nur stumm rumsitzt und eine Zigarette raucht. Man könnte jetzt vermutlich einwerfen, dass diese Gespräche nur noch länger dauern würden wenn Artyom auf das Gesagte reagieren würde, aber dieses "Opfer" wäre es mir durchaus wert gewesen, zumal es durchaus dazu beigetragen hätte eine engere Verbindung zu den Charakteren aufzubauen.

Es gibt zwar durchaus Stellen an denen es Sinn macht dass die anderen Charaktere einfach so miteinander reden ohne dass Artyom sich da einmischen muss, aber es gibt halt auch genug Szenen in die er direkt mit eingebunden ist. Wie eine in der er stumm Gitarre spielt während er von allen Seiten angestarrt wird, was auf mich eher unbehaglich wirkte, und somit wie ein schwacher Versuch Artyom in das Geschehen zu integrieren. Dass ein anderer Charakter bereits Gitarre gespielt und dabei sogar gesungen hat, macht es nicht besser. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er Artyom direkt ablöst sobald dieser aufhört zu spielen.

Metro: Exodus

Davon abgesehen gefällt mir diese Gruppendynamik eigentlich ganz gut, da sie durchaus dazu beiträgt einem die Charaktere näher zu bringen. Ich hätte mir nur insgesamt noch mehr davon gewünscht, vor allem innerhalb der Missionen. Es mag zwar Stellen geben an denen man tatsächlich was mit den anderen Charakteren unternimmt, aber die lassen einen meist schnell wieder allein damit Artyom möglichst ungesehen ans Ziel schleichen kann. Und zumindest in dieser Hinsicht fühlt es sich immer noch wie ein Metro Spiel an. Klar, man kann zwar versuchen sich durch die Gegnermassen zu ballern, aber irgendwann wird einem unweigerlich die Munition ausgehen, selbst wenn man jeden einzelnen Leichnam plündert. Es ist zwar möglich neue Munition zu craften, aber dazu muss man erst mal Rohmaterialien auftreiben die auch nur in begrenzter Menge verfügbar sind.

Geduldig durch die Gegend zu schleichen und Gegner lautlos umzuhauen ist also insgesamt die bessere Idee. Schon weil man dann auch einer Vielzahl von Gesprächen lauschen kann die der Welt ein bisschen Leben einhauchen. Es ist außerdem die einzig garantierte Möglichkeit die guten Endings für die jeweiligen Gebiete freizuschalten, von denen eine bestimmte Menge benötigt wird um auch das wahre gute Ende freizuschalten. Das dürfte aber trotzdem sehr viel einfacher zu erreichen sein als es noch in den Vorgängern der Fall war.

Man muss halt einfach nur darauf achten keine Unschuldigen umzubringen, selbst wenn diese eventuell versuchen sollten einen selber umzubringen. Und Gegner die sich ergeben muss man scheinbar ebenfalls verschonen. Monster darf man aber zumindest gnadenlos über den Haufen ballern. Ob es sich lohnt ist eine andere Sache, da sie im Gegensatz zu Menschen natürlich keine Waffen oder Munition fallenlassen. Und im letzten Gebiet gibt es auch noch Bestien die einfach viel zu viel aushalten als dass es sich lohnen würde sich mit ihnen anzulegen. An denen vorbeizuschleichen ist also die bessere Entscheidung, zumal es einiges zur Atmosphäre beiträgt.

Untergrund Bunker

Es ist nur schade, dass es nicht noch mehr solcher Momente über das komplette Spiel verstreut gibt. Wäre bei den weitläufigen Arealen natürlich nicht so einfach umzusetzen gewesen, weswegen ich persönlich froh bin, dass das Spiel gegen Ende immer linearer wird. So hat man im vorletzten Gebiet zwar immer noch gewisse Freiheiten, aber dafür passiert in regelmäßigen Abständen auch immer was neues. Nicht so wie im zweiten Gebiet, wo man teilweise minutenlang mit dem Auto durch die Gegend fahren kann bis man überhaupt mal irgendwas von Interesse findet. Im Gegensatz zu manch anderen Open World Spielen wird die Story aber trotzdem sehr zielgerichtet erzählt, sprich es gibt so gut wie keine nutzlosen Fillermissionen. Und da man eigentlich überall irgendwann mal vorbeikommt, muss man auch nie größeren Umwege einschlagen um die Gegend zu erforschen.

Das war mir im ersten Gebiet aber dummerweise noch nicht bewusst, weswegen ich manche Orte doppelt besuchen musste. Und das zum Teil auch noch mit Boot, was sich eher klobig steuert und mir im letzten Gebiet auch noch komplett verbuggt ist. An einer Stelle wollte Artyom nämlich nicht mehr nach rechts steuern, ganz egal was ich auch versucht habe. Und das obwohl vor mir ein Hindernis war das ich anderweitig nicht umgehen konnte. Erst als ich versucht habe Artyom zu ersaufen, hat sich das Boot wieder gefangen. Davon abgesehen haben sich die Bugs aber glücklicherweise in Grenzen gehalten.

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An sich fällt mir nur ein zweiter ein, und das auch noch im selben Gebiet. Da kam ich nach dem Laden meines Quicksaves nämlich nicht mehr aus dem Raum heraus, weder durch die Tür, noch durch das Loch durch das ich gekommen bin. Dadurch musste ich gezwungenermaßen den letzten automatischen Speicherpunkt neu laden, der dummerweise ein paar Minuten zurück lag. Und es gibt auch leider keine Möglichkeit irgendwelche festen Speicherpunkte anzulegen, vermutlich damit man gezwungen ist mit den Folgen seiner Entscheidungen zu leben. Ob einem das gefällt ist natürlich Ansichtssache. Persönlich hätte ich mir aber zumindest eine Speicherbestätigung gewünscht, sprich irgendeine Anzeige dass mein Quicksave tatsächlich funktioniert hat. Manchmal war das nämlich nicht der Fall, weswegen ich mehr wiederholen musste als ich eigentlich wollte.

Das Gameplay hat also ein paar Probleme, und die Story leider auch, weswegen ich Metro: Exodus zwar trotzdem noch als gutes Spiel bezeichnen würde, aber gleichzeitig auch als schwächsten Teil der Metro Reihe. Ein weiterer Trip durch die Metro hätte vielleicht ausgelutscht gewirkt, aber einen Großteil des Spiels an die überraschend ungefährliche Oberfläche zu verlegen war trotzdem nicht die beste Entscheidung. Die Entwickler haben sich in dieser Hinsicht aber offensichtlich zu sehr an Metro 2035 orientiert, obwohl sie gleichzeitig einen der dümmsten Aspekte des Buchs ignoriert haben. Und ein anderer wichtiger Aspekt (dass die Unsichtbaren Beobachter, die Überreste der russischen Regierung, alle wichtigen Ereignisse in der Metro zu ihrem eigenen Nutzen manipulieren) wurde dafür nur oberflächlich behandelt, obwohl man darum vermutlich das komplette Spiel hätte stricken können.

Dorf




Metro: Exodus ist ein unterhaltsamer Shooter der großen Wert auf Stealth legt, aber dank des Wechsels an die überraschend harmlose Oberfläche kommt es in Sachen Atmosphäre nur noch selten an seine Vorgänger heran. Und die vielen Gespräche zwischen den Charakteren leiden ein bisschen unter der Tatsache, dass Artyom weiterhin nie ein Wort sagt, obwohl er zumindest zwischen den Kapiteln als Erzähler fungiert.

 

Positive Aspekte von Metro: Exodus

  • Man kann seine Waffen auf vielfältige Art und Weise modifizieren.
  • Die Story wird trotz der weitläufigen Gebiete sehr zielgerichtet erzählt.
  • Zwischen den einzelnen Kapitel gibt es eine Vielzahl von Gesprächen die einem die Charaktere näherbringen sollen.
  • Das Gameplay bietet eine gute Balance zwischen reinen Shooter-Passagen und Stealth-Abschnitten.
  • Die Atmosphäre mag zwar insgesamt enttäuschend sein, aber zumindest das letzte Kapitel gehört mit zum besten was die Reihe je geboten hat.

 

Negative Aspekte von Metro: Exodus

  • Es gibt leider nur sehr wenige Stellen deren Atmosphäre an die der Vorgänger heranreicht.
  • Trotz der Masse an Gesprächen sagt Artyom nie auch nur ein Wort, selbst wenn er direkt angesprochen wird.
  • Die Oberfläche ist verglichen mit den Vorgängern geradezu harmlos, zumal die einst so bedrohlichen Dämonen den Spieler fast komplett ignorieren.
  • Man kann dummerweise keine festen Speicherpunkte anlegen und ist dementsprechend auf Autosaves oder Quicksaves angewiesen.