[Review] Planescape: Torment: Enhanced Edition - Jack-Reviews.com

[Review] Planescape: Torment: Enhanced Edition

Enhanced Edition

Nachdem ich vor einiger Zeit Torment: Tides of Numenera durchgespielt hatte, musste ich natürlich irgendwann das ursprüngliche Torment spielen um zu schauen, ob dieses tatsächlich so viel besser ist wie überall behauptet wird. Die neue Enhanced Edition kam da gerade richtig, auch wenn ich dadurch keine Mods verwenden konnte die unter anderem das Inventar-Management erleichtert hätten (dank stackbarer Items die ansonsten einzeln das viel zu kleine Inventar verstopfen).

Dafür musste ich mich zumindest nicht damit herumschlagen das Spiel überhaupt zum laufen zu kriegen. Und in hohen Auflösungen funktioniert es ebenfalls problemlos, wenngleich die Charaktere und deren animierte Gesichter alles andere als hochauflösend daherkommen. Man kann zwar einen Grafik-Filter und Outlines aktivieren, wirklich hübsch sieht das aber trotzdem nicht aus. Ansonsten wurde das Bildschirm bedeckende Ringmenü entfernt, ein Quickloot Button eingeführt (den ich aber nie verwendet habe), sowie die Möglichkeit eingebaut Charaktere und Objekte hervorheben zu lassen. Wer wissen will was sonst noch geändert wurde, der kann hier nachschauen.

Bugs und dergleichen habe ich auch nicht wirklich bemerkt, abgesehen von einer Stelle wo man den Gegnern eigentlich ausweichen und Objekte benutzen soll, was am Ende aber dazu geführt hat, dass ich während einer Zwischensequenz getötet wurde und die Gegner somit trotzdem bezwingen musste. Das einzig andere Problem war ein dummer Schluckauf-Fluch der selbst im Original nur auf eine Art und Weise beendet werden kann, was ein bisschen problematisch ist wenn man den dafür benötigten Charakter in Folge des Verfluchungs-Gesprächs getötet hat. Deswegen musste ich extra einen Konsolenbefehl benutzen da ich nicht bis ans Ende des Spiels mit einem Schluckauf rumrennen wollte.

Planescape: Torment: Enhanced Edition

Ich hatte außerdem gelesen, dass Planescape: Torment ein schlechtes Kampfsystem haben soll. Das kann ich aber nicht nachvollziehen. Wenn überhaupt ist es simplistisch, da man viele Stunden so gut wie nichts anderes machen kann als auf die Gegner einzuhauen. Klingt langweilig, geht aber sehr schnell, weswegen mich das nie wirklich gestört hat. Und ein bisschen Taktik ist trotzdem vorhanden, da Morte (ein fliegender Totenschädel!) Gegner beleidigen und somit deren Angriffe abfangen kann.

Wenn man später ein paar Magier in der Gruppe hat (oder selbst zu einem umskillt, was ich durchaus empfehlen würde) ist das Kampfsystem aber auch nicht anders als zum Beispiel in Baldur's Gate. Die meisten Kämpfe sind nur viel zu einfach als dass man die Zauber wirklich benötigen würde, von den Bosskämpfen und einem zufallsgenerierten Dungeon mit drei Schwierigkeitsgraden mal abgesehen. Ich finde es allerdings seltsam, dass einige Zauber als Zwischensequenzen eingebaut wurden, teilweise sogar mit richtigen Videos davor. Erinnert ein bisschen an die Final Fantasys der Playstation Ära, wenngleich sie nicht ganz so lange dauern.

Ansonsten gibt es zu den Kämpfen nicht viel zu sagen. Außer dass man unter anderem nirgends Rüstungen kaufen kann. Stattdessen sollte man sein Geld für mächtige Tattoo Buffs sparen und eventuell für ein paar Waffen. Letztere nützen aber nur wenigen Charakteren etwas da die anderen entweder keine Waffen tragen, keine kaufbaren Waffen besitzen, oder ihre ursprüngliche Waffe nie aus der Hand legen. Deswegen habe ich mein restliches Geld für Heilgegenstände verwendet die glücklicherweise auch während eines Kampfes schnell hintereinander eingeworfen werden können (im Inventar allerdings nur). Ansonsten hätte ich bei den Bossen häufiger in der Gegend rumrennen müssen.

Inventar

Jetzt aber zum wichtigsten Aspekt des Spiels: der Story! Diese handelt von einem Mann der eines Tages in einem Leichenhaus erwacht und sich an nichts mehr erinnern kann. Nur eines scheint klar zu sein: er kann nicht sterben, beziehungsweise bleibt er nie für längere Zeit tot. Daraufhin muss er versuchen seine Vergangenheit zu rekonstruieren, was insgesamt ein etwas mysteriöserer Anfang ist als in Tides of Numenera, wo man innerhalb weniger Minuten über die Art seiner Existenz in Kentnnis gesetzt wird. Ich muss allerdings sagen, dass ich die Exekution der Story in Planescape: Torment schlechter finde. Das Pacing ist nämlich einfach nur furchtbar.

So rennt man 25 Stunden lang in Sigil umher, einer Stadt die dank unzähliger Portale das gesamte Multiversum miteinander verbindet ... aber viel davon sehen tut man trotzdem nicht. Die meisten Portale führen eigentlich nur an andere Stellen von Sigil und nur sehr selten an wirklich außergewöhnliche Orte. Die Hauptstory entwickelt sich dabei sehr langsam und in Sachen Dungeons gibt es nur sehr wenig zu sehen. In der selben Zeit hat Tides of Numenera zwei größere Hubs sowie mehrere kleinere Gebiete zu bieten, wodurch insgesamt einfach mehr passiert. Das Ende kommt danach zwar etwas plötzlich, fühlt sich aber nicht so gehetzt an wie das von Planescape: Torment.

Nach Sigil springt man nämlich im Stundentakt von einem Ort zu andern, wodurch ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass einfach kein Budget mehr da war um den Rest des Spiels auch nur annähernd so umfangreich wie Sigil zu gestalten. Dabei besucht man nicht nur eine weitere Stadt sondern eine komplett neue Welt. Und am Ende gibt es einen Ort der angeblich so groß wie mehrere Städte sein soll ... obwohl er Ingame nur aus einem großen Raum, zwei kleineren Räumen, sowie dem Dach besteht.

Planescape Torment

Dementsprechend war ich nach 30 Stunden auch schon fertig. Dabei habe ich zwar ausversehen die zweite Map von Curst übersprungen da es dort einen mehr als offensichtlichen Geheimgang gibt der direkt ins Dungeon führt (welches man im Anschluss nicht mehr verlassen kann), aber so viel länger hätten die verpassten Quests kaum gedauert, immerhin is Curst eine sehr kleine Ortschaft, auch wenn die einleitende Zwischensequenz etwas anderes verspricht.

Die Story ist zwar trotzdem nicht schlecht und durchaus gut geschrieben, aber wenn der Anfang gemächlich vor sich hin dümpelt und dann plötzlich alles Schlag auf Schlag passiert, dann muss doch irgendwas bei der Entwicklung schief gelaufen sein. Von daher wäre es besser gewesen Sigil entweder zu kürzen oder den Spieler zumindest häufiger in fremde Welten zu werfen. Dann hätte ich vielleicht tatsächlich das interplanetare Abenteuer erlebt das ich mir vom Setting erhofft hatte.

Man hört immerhin ständig von den atemberaubenden oder unvorstellbaren Welten die in diesem Setting beheimatet sind, aber zu sehen bekommt man davon so gut wie nichts. Und wenn es doch mal passiert, dann besteht diese ach so fremde Welt aus zwei enttäuschend kleinen Maps die man innerhalb kürzester Zeit schon wieder hinter sich lässt.

Dabei wäre die Enhanced Edition eigentlich wunderbar dazu geeignet gewesen um die letzten Gebiete ein bisschen auszubauen damit sie nicht ganz so gehetzt wirken. Die Entwickler von Beamdog mögen hinsichtlich ihrer Erweiterungen zu Baldur's Gate zwar nicht die beste Resonanz erhalten haben, aber Planescape: Torment hätte damit tatsächlich ein besseres Spiel werden können als es schlussendlich geworden ist.

Monster

Ein Aspekt in dem Planescape: Torment Tides of Numenera überbietet sind allerdings die Charaktere. Nicht nur weil es insgesamt mehr Gespräche mit ihnen zu geben scheint, sondern weil es auch ein paar sehr außergewöhnliche Partymitglieder gibt. Morte, den sprechenden Totenschädel, habe ich ja bereits erwähnt. Aber neben ihm gibt es unter anderem ein Maschinenwesen das sich von seinem Kollektiv gelöst hat, einen brennenden Zauberer der als Attraktion einer Taverne dient, sowie einen Sukkubus die ein Bordell für Intellektuelle erschaffen hat, sprich einen Ort wo die Prostitutierten Gespräche statt Sex anbieten.

Die Charaktere allein können am schlechten Pacing aber auch nichts ändern, von daher ist Planescape: Torment schlichtweg nicht das was ich mir erhofft hatte. Sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Und Tides of Numenera hat mir eindeutig ein besseres Abenteuer geboten, wenngleich es insgesamt vermutlich weniger Kämpfe zu bieten hat. Diese dauern allerdings auch länger als die meisten Kämpfe in Planescape: Torment.

Wer Rollenspiele mag, der dürfte aber mit beiden Spielen seinen Spaß haben können. Euch sollte nur klar sein, dass das Pacing in beiden Fällen nicht optimal ist. In Planescape: Torment vermutlich sogar weniger als in Tides of Numenera.




Planescape: Torment hat mich 25 Stunden lang zwar gut unterhalten, es ist aber mehr als offensichtlich, dass der Rest des Spiels fürchterlich gehetzt wirkt da keines der nachfolgenden Gebiete auch nur annähernd so umfangreich wie Sigil ist. Die Stadt selbst ist als Setting aber auch nicht so interessant wie ich mir erhofft hatte, da es schlussendlich viel zu wenig Portale in fremde Welten gibt.

 

Positive Aspekte von Planescape Torment

  • die Partymitglieder sind allesamt sehr interessant und haben einiges an Gesprächsthemen zu bieten
  • abgesehen von den pixeligen Charakteren und Gesichtern ist es eine gelungene Modernisierung eines Klassikers, auch wenn viele Änderungen auf den ersten Blick nicht auffallen dürften
  • das Kampfsystem mag lange Zeit sehr simplistisch sein, aber sobald man ein paar Magier besitzt finde ich es auch nicht schlechter als andere Dungeons & Dragons RPGs
  • sobald der Namenlose eine neue Klasse erlernt kann er jederzeit zwischen dieser und seinen alten Klassen wechseln, vorausgesetzt er besucht entweder die entsprechenden Trainer oder fragt die Partymitglieder die die selbe Klasse haben

 

Negative Aspekte von Planescape Torment

  • die Story mag zwar interessant sein, aber alles was nach Sigil passiert wirkt fürchterlich gehetzt und ist dementsprechend nach wenigen Stunden auch schon wieder vorbei
  • Sigil soll das gesamte Multiversum miteinander verbinden, aber die meisten Portale führen trotzdem nur an andere Orte von Sigil
  • das Inventar ist viel zu klein, vor allem weil einige identische Gegenstände sich ohne Mods nicht stacken lassen
  • nach dem Abschluss der Sigil Storyline gibt es so gut wie nichts sinnvolles was man mit seinem Geld noch anfangen könnte