[Review] Master of the Wind - Jack-Reviews.com

[Review] Master of the Wind

RPG-Maker XP Game

Master of the Wind ist ein RPG-Maker XP Spiel das ich aus eigenem Antrieb vermutlich nie gespielt hätte, weil es auf den ersten Blick wie jedes x-beliebige XP Spiel aussieht dessen Entwickler der Meinung war dass die Standard Grafiken ausreichen um ein gutes Spiel zu entwickeln. Das mag zwar nicht falsch sein, spricht mich persönlich aber nicht an weil ich von solchen Spielen weder interessante Stories noch gutes Gameplay erwarte. Und Master of the Wind ist leider ein Fall wo sich an dieser generischen Präsentation bis zum Ende hin so gut wie gar nichts ändert. Warum habe ich dem Spiel also trotzdem eine Chance gegeben? Weil ich vor einiger Zeit ein Text Let's Play zu The Way gelesen habe in dem Master of the Wind ebenfalls als RPG-Maker Spiel mit einer guten Story beschrieben wurde.

Und nach einer Spielzeit von circa 41 Stunden würde ich dem durchaus zustimmen, auch wenn ich die Welt von Solest verglichen mit der von The Way weniger interessant finde. Unter anderem weil sie genauso generisch ist wie die Grafik. Aber dafür besitzt sie eine umfangreichen Hintergrundgeschichte die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt und viele Konflikte umfasst. Einer davon wurde sogar bereits in Clean Slate, dem ersten Spiel des Entwicklers, behandelt. Da dieses nur als Let's Play veröffentlicht wurde und nicht besonders gut sein soll, habe ich mir das allerdings nicht angeschaut. Und alles was davon wichtig ist wird sowieso in Master of the Wind nochmal durchgekaut.

Bevor die Story hier wirklich in Fahrt kommt, hat sie allerdings eine Prämisse zu bieten die ich nicht unbedingt als interessant, aber durchaus als einzigartig bezeichnen würde. Die Protagonisten, Shroud und Stoic, sind nämlich maskierte Superhelden die versuchen ihre Heimatstadt Port Arianna vor allerlei Bedrohungen zu beschützen. Vampire, Kidnapper, Bankräuber … sowie die größte Bedrohung überhaupt: Equipment King, die erste Handelskette von Solest, in der Waffen und Rüstungen zu Spottpreisen angeboten werden, wodurch andere Geschäfte in den Ruin getrieben werden, insofern sie nicht direkt aufgekauft werden. Darunter auch der Laden in dem Shroud und Stoic tagsüber arbeiten. Obwohl sie anfangs nur versuchen ihren Job zu retten, stellt sich aber schnell heraus, dass es durchaus berechtigte Gründe gibt Equipment King einstampfen zu wollen. Die Geschäftspraktiken von Don Kovak, dem Besitzer von Equipment King, scheinen nämlich alles andere als kosher zu sein.

 

Maskierte Superhelden

Wer glaubt, dass diese Art von Story nicht genug hergeben würde um 41 Stunden zu füllen, dem kann ich allerdings nur zustimmen. Und der Entwickler scheint das ebenfalls realisiert zu haben, da bereits im zweiten Storyarc eine wesentlich klassischere JRPG Story zum Vorschein kommt die sich schlussendlich zum Hauptfokus des Spiels entwickelt. Equipment King zu zerschlagen bleibt allerdings ein wichtiger Bestandteil der Story da die Handelskette ebenfalls in diese größere Story involviert ist.

Je weiter man kommt, desto umfangreicher wird außerdem das Storytelling, was im fünften Arc so sehr Überhand nimmt dass mindestens die Hälfte davon aus einem gewaltigen Flashback besteht der mehrere Jahrhunderte abdeckt und nur ab und zu von ein bisschen Gameplay unterbrochen wird, oder von Pausen in denen man speichern darf bevor die nächste Zwischensequenz beginnt. Da hätte der Entwickler vermutlich ein komplett neues Spiel draus stricken können. Und das hat er mit World Remade im Rahmen eines Game Maker Contests sogar versucht, welches die Geschichte einer verheerenden Katastrophe erzählen sollte die hier nur am Rande behandelt wird. Das wurde nach Release einer Demo aber leider gecancelt, von daher sehe ich keinen Grund mir das auch noch anzuschauen.

Aufgrund dieser umfangreichen Hintergrundgeschichten sind die Charaktere aber ganz gut entwickelt, wenngleich nicht alle im selben Maße. Stoic hat in dieser Hinsicht am meisten zu bieten weil er als Skelett bereits seit einer halben Ewigkeit auf Erden wandelt und in viele Konflikte dieser Welt involviert war. Von den Antagonisten ist keiner so gut entwickelt, aber man lernt zumindest genug um deren Verhalten nachvollziehen zu können. Und das sogar bei einem Charakter von dem ich überhaupt nicht dachte dass da noch irgendwas von Substanz kommen würde. Reicht zwar nicht um dessen Taten zu rechtfertigen, aber immerhin.

Volrath Blacksteele

Mich stört allerdings ein Charakter dessen Existenzgrund ich bis zum Ende hin nicht verstanden habe, was ein bisschen problematisch ist da es ohne diesen einige Konflikte nicht gegeben hätte. Dieser Charakter war zwar irgendwie in einen Plan der Antagonisten involviert, aber sobald dieser in die Tat umgesetzt wird, macht dieser Charakter absolut nichts. Ein paar Stunden später ist das Spiel außerdem vorbei, und das einzige was dieser Charakter dazu beiträgt sind ein paar zusätzliche Bosskämpfe, sowie eine richtig dumme Entscheidung die eigentlich ein Sequel nach sich ziehen müsste.

Obwohl die Story an sich gut erzählt ist, leidet sie außerdem unter der minimalistischen Präsentation. Nicht nur wegen der generischen Grafik, sondern weil die Charaktersprites so gut wie keine Posen besitzen. Das komplexeste was ich gesehen habe war eine Verfolgungsjagd mit Pferden die nur in eine Richtung geht, sowie zwei Charaktere die sich die Hände schütteln. Darüber hinaus sind die Animationen aber sehr simplistisch.

In den meisten Szenen springen die Charaktere nur wild durch die Gegend und schmeißen eventuell mit Gegenständen um sich. Ein bisschen Mühe hat der Entwickler sich also durchaus gemacht um die Story ein klein wenig dynamischer zu gestalten. Es wäre aber noch so viel mehr drin gewesen. Zwei Szenen fand ich visuell außerdem richtig schlecht gemacht da beide Male ein gewaltiger Felsbrocken eine Rolle spielt, der von einer winzigen Steinkugel repräsentiert wird die vermutlich so um 300% vergrößert wurde, wodurch sie extrem pixelig aussieht und von der Grafik her überhaupt nicht zum Rest passt.

Master of the Wind

Die Facesets lassen ebenfalls zu wünschen übrig, da alle Charaktere nur einen einzigen Gesichtsausdruck besitzen, was für eine Story mit emotionalen Momenten alles andere als optimal ist. Die Bilder dafür wurden zwar extra für das Spiel gezeichnet, sind dadurch aber auch sehr inkonsistent mit dem Rest des Spiels, da viele NPCs entweder Standard Facesets benutzen, oder Bilder aus anderen Spielen oder Anime die offensichtlich nicht für die Auflösung des RPG-Maker XP gedacht waren. Und die kommen selbst für wichtige Charaktere wie Don Kovak zum Einsatz. Von daher wäre es besser gewesen entweder mehr Facesets zu zeichnen, oder für diese Charaktere komplett drauf zu verzichten.

Mit dem Soundtrack bin ich ebenfalls nicht 100%ig zufrieden, was vor allem daran liegt dass scheinbar keine eigene Musik verwendet wurde sondern nur Songs aus anderen Spielen oder von Bands. Ist bei kostenlosen RPG-Maker Spielen zwar nichts neues, aber hier fand ich einige Songs schlecht gewählt. Darunter alle aus Metal Gear Solid 3, weil die viel zu actiongeladen für diese Art von Spiel klingen, und einer aus Silent Hill, weil der von der Atmosphäre her überhaupt nicht passt. Es kommen außerdem mehrere Songs mit Gesang zum Einsatz deren Lyrics nicht wirklich zur Story passen, auch wenn einer von ihnen zumindest die richtige emotionale Stimmung vermittelt. Darüber hinaus ist der Soundtrack zwar in Ordnung, aber im Gegensatz zu The Way (wo es einige Songs gibt die extra für das Spiel komponiert wurden) gibt es hier keinen Song der mir in Erinnerung bleiben wird.

Das Spiel ist außerdem ein gutes Beispiel für Ending Fatigue. An einer Stelle scheint nämlich das große Finale endlich ins Rollen gebracht zu werden, mit Actionszenen die sich über das ganze Land erstrecken. Nach Abschluss dieses Konfliktes reisen die Charaktere aber nochmal kreuz und quer durchs Land (sowohl mit Kutsche, als auch mit Schiff), verarbeiten ihre Vergangenheit, besorgen sich Powerups, und die Antagonisten verkriechen sich derweil, wodurch das eigentliche Finale noch einige Stunden auf sich warten lässt. Dabei wird außerdem ein Konflikt nochmal hervorgekramt von dem ich eigentlich dachte dass er längst abgeschlossen war. Dadurch wird zwar die Story eines Nebencharakters zu Ende gebracht, und man lernt auch noch was neues über einen der Antagonisten, für die Hauptstory ist das aber komplett irrelevant. Das eigentliche Finale zieht sich allerdings auch ein bisschen wie Kaugummi, da die selben Rätsel mehrfach hintereinander recycelt werden, nur jeweils etwas schwerer. Dass die Charaktere dieses Problem selbst erwähnen, macht es nicht besser.

Ending Fatigue

Neben der Story fokussiert sich das Spiel außerdem sehr auf abwechslungsreiche Dungeons voller Rätsel und Minispiele. So gibt es Stellen an denen Shroud sich mittels Windmagie und einem Timing Minispiel von einer Platform zur nächsten katapultieren muss. Oder Räume die man über einen sich schlängelnden Pfad durchqueren muss der innerhalb weniger Sekunden in Dunkelheit gehüllt wird. Und da Master of the Wind sich nicht 100%-ig ernst nimmt gibt es auch absurde Minispiele wie Hau-den-Maulfwurf, wenngleich mit einem Kobold. Es gibt außerdem ein paar nette Gimmicks, wie ein Eisdungeon in dem versteckte Schalter und Truhen von den Wänden reflektiert werden.

Das Gameplay ist also eigentlich ganz nett, kann aber auch sehr frustrierend sein. Vor allem an Stellen wo man mehrfach bestimmte Schritte wiederholen muss (zum Beispiel durch brüchige Stellen im Boden fallen um Truhen zu erreichen) während andauernd Kämpfe getriggert werden. Es gibt zwar ein Item das die Dauer bis zum nächsten Kampf verlängert, aber selbst das fand ich an vielen Stellen nicht ausreichend. Vor allem bei einem Rätsel wo ich mir fünf Töne auf einer Orgel anhören und diese an anderer Stelle mittels Glocken wiedergeben musste, die sich allerdings nur mit einem Minigame aktivieren lassen. Das einzig Gute daran war, dass die Gruppe in zwei Teams gesplittet wurde, wodurch ich jederzeit zum Orgelteam wechseln und mir die Töne nochmal anhören konnte. Die richtigen Töne zu treffen hat aber trotzdem einige Zeit gedauert.

Ich fand das Gameplay außerdem viel zu langsam. Weiß nicht ob das an der Engine oder meinem PC liegt, oder beidem zusammen, aber auf Dauer hätte ich das normale Spieltempo nicht ertragen. Bei Gesprächen innerhalb von Kämpfen sind die FPS außerdem jedes Mal in den einstelligen Bereich gesunken. Deswegen habe ich schnell zu Cheat Engine gegriffen und das Spiel auf doppelte Geschwindigkeit gestellt. Damit fand ich das Gameplay wesentlich angenehmer, musste aber trotzdem regelmäßig auf 1 runtergehen. Zum einen weil es einige Zwischensequenzen gibt in denen der Text automatisch weiterläuft, wodurch man bei doppelter Geschwindigkeit kaum hinterherkommt, und zum anderen aufgrund der ganzen Timing Minispiele, die bei diesem Tempo kaum schaffbar sind.

Windmagie

Darüber hinaus hat das Spiel ein Craftingsystem zu bieten das ich allerdings nicht als optional bezeichnen würde, da man die beste Ausrüstung in jeder Gegend nur auf diese Weise bekommen kann. Bei den letzten Händlern des Spiels gibt es außerdem überhaupt nichts Neues mehr zu kaufen. Komplex ist das System aber glücklicherweise nicht. Man muss nur Itemdrops farmen und kann die dann an einer Craftingstation mit der aktuellen Ausrüstung der Gegend kombinieren. Idealerweise sollte man also die beste Ausrüstung kaufen selbst wenn man sie nicht braucht, da es häufig innerhalb von Dungeons eine weitere Möglichkeit gibt Ausrüstung zu craften.

Vor einem jedem Bosskampf kann man sich außerdem von einer Fee heilen lassen, das Spiel speichern und sogar auf den Itemshop zugreifen. Und manchmal taucht die Fee sogar innerhalb von Zwischensequenzen auf und bietet neben den obigen Features auch die Möglichkeit die Ausrüstung zu ändern, was einiges an Zeit spart falls man verlieren sollte. Master of the Wind ist zwar generell kein schweres Spiel, aber ein bisschen Taktik muss man durchaus einsetzen um bestimmte Bosse zu bezwingen. Obwohl man theoretisch bei den Feen grinden könnte, ist das außerdem nur selten nötig, da jeder Charakter bei einem Level Up komplett geheilt wird. Das Spiel besitzt außerdem ein nettes Feature bei dem alte Skills automatisch durch bessere Skills ersetzt werden, wodurch die Menge an Fähigkeiten selbst im Endgame sehr übersichtlich bleibt.

Obwohl es mich nicht so sehr gestört hat, würde ich allerdings kritisieren, dass AoE Angriffe in vielen Fällen die beste Wahl sind, da man häufig gegen 3+ Gegner auf einmal kämpft. Mehr Einzelkämpfe gegen starke Gegner die sehr spezifische Schwächen besitzen, hätten also nicht geschadet. Das hätte von mir aus auch in optionalen Gebieten passieren können, von denen das Spiel nur wenige besitzt. Richtige Sidequests sucht man dementsprechend auch vergeblich. Es gibt nur ein paar optionale Belohnungen für da man sich ein bisschen anstrengen muss, darunter eine Waffe für die man mehrere Erinnerungsrätsel lösen muss. Oder einen Level Up Keks für den man ein Quiz über die Geschichte dieser Welt beantworten muss, bei dem jede einzelne Lösung manuell eingegeben werden muss. Da man im finalen Dungeon problemlos das Maximallevel erreicht, braucht man den allerdings nicht wirklich. Und ich konnte den auch gar nicht nutzen da ich Level 99 als Maximum erwartet hatte anstatt 60.

Und das wars dann auch. Master of the Wind hat also durchaus einige Probleme und ist dementsprechend ein Spiel das ich nur mit Vorbehalten empfehlen kann. Wer es über die ersten Kapitel hinweg schafft, der bekommt hier aber eine gute Story geboten die zwar in keinster Weise innovativ sein mag, mich aber bis zum Ende hin gut unterhalten hat. Aufgrund der Länge, der generischen Grafik und der Masse an Rätseln und Minispielen würde ich es allerdings kein zweites Mal spielen wollen. Falls es jemals ein weiteres Spiel in diesem Universum geben sollte, dann würde ich dem aber durchaus eine Chance geben, selbst wenn es genauso generisch aussieht.

JRPG Kampf

>> Das Spiel kann hier runtergeladen werden <<

Abschließende Bewertung


Master of the Wind ist ein RPG-Maker Spiel das zwar sehr generisch wirkt, aber wenn man es über die ersten Kapitel hinweg schafft, dann bekommt man hier eine gut erzählte, wenngleich etwas langatmige, Story geboten. Und in Sachen Gameplay hat das Spiel einiges an Abwechslung zu bieten.

 

Positive Aspekte von Master of the Wind

  • Das Gameplay hat aufgrund der Masse an Rätseln und Minispielen einiges an Abwechslung zu bieten.
  • Das Setting ist zwar nichts besonderes, hat aber eine gut ausgearbeitete Hintergrundgeschichte zu bieten die sich über mehrere Jahrhunderte und einige Konflikte erstreckt.
  • Obwohl das Spiel sehr generisch aussieht und nur wenige Posen verwendet, hat der Entwickler zumindest versucht die wichtigsten Ereignisse der Story einigermaßen dynamisch zu inszenieren.

 

Negative Aspekte von Master of the Wind

    • Für meinen Geschmack hat das Spiel zu viele Minispiele.
    • Generische Grafik, wenige Posen, ein Mischmasch an Faceset-Stilen, teilweise schlecht gewählte Musik und das Mapping ist mehr funktional denn hübsch.
    • Die Story braucht einige Zeit um in Fahrt zu kommen und leidet im Finale ein bisschen unter Ending Fatigue.