[Review] Tokyo Xanadu eX+ - Jack-Reviews.com

[Review] Tokyo Xanadu eX+

Falcom Action-RPG

Tokyo Xanadu ist ein Action-RPG das im Grunde eine Fusion aus drei verschiedenen Spielen darstellt. Das Setting und der generelle Spielablauf wurden aus Persona übernommen, grafisch und gameplay-technisch hat es einiges mit Trails of Cold Steel gemein, und das Kampfsystem erinnert an diverse Solo-Ableger der Ys Reihe. Man bekommt im Laufe der Handlung zwar einige Party-Mitglieder, aber es kann immer nur ein einziger aktiv ins Geschehen eingreifen. Wer irgendeins dieser Spiele mag, allen voran Persona oder Trails of Cold Steel, der könnte also auch an Tokyo Xanadu seine Freude haben.

In mancher Hinsicht kommt das Spiel allerdings nicht an seine Vorbilder heran. So entwickelt sich die Story genauso langsam wie in Persona und der Trails Reihe, es gibt aber keinen Moment an dem ich sagen würde, dass sie wirklich fantastisch wird. Hier und da gibt es mal ein paar Highlights die auf ein besonders langes Dungeon hinauslaufen, aber danach fällt die Spannung direkt wieder ab anstatt sich immer weiter aufzubauschen. Von daher ist es eine Geschichte die mehr von ihren Charakteren und der lebendig wirkenden Welt lebt als von irgendwas anderem. Wie für die Trails Reihe üblich hat nämlich jeder einzelne Charakter nach jedem Story-Event immer etwas neues zu erzählen. Da sich die Handlung auf einen fiktiven Stadtteil Tokyos beschränkt, bekommt man allerdings nicht so viele unterschiedliche Gebiete zu Gesicht.

Dafür kommen aber die besseren "S-Links" aus Cold Steel zum Einsatz. Sprich man bekommt in jedem Kapitel eine begrenzte Anzahl an Freundschaftspunkten und kann diese ausgeben um Zeit mit bestimmten Charakteren zu verbringen, was unter anderem deren Potenzial innerhalb von Kämpfen steigern kann. Im Gegensatz zu Persona gibt es dabei auch keinerlei nutzlose Events, sprich es passiert auf jeden Fall immer irgendwas. Das einzige was mich ein bisschen gestört hat ist die Tatsache, dass es leider nicht möglich ist irgendwen zu daten. Bei maximalem Freundschaftslevel gibt es im letzten Kapitel zwar ein besonderes Events, aber das wars auch schon.

Tokyo Xanadu

Ansonsten wurden auch einige andere Features aus Cold Steel übernommen, darunter das Koch-System (mit dem man unter anderem Essen kochen kann das ein bisschen Exp gibt) und das Kartenspiel Blade. Letzteres wurde aber scheinbar schon zum dritten Mal recycelt, weil es ursprünglich aus Brandish: The Dark Revenant zu stammen scheint. Das müsste ich allerdings selbst noch spielen um zu schauen ob es seitdem irgendwelche Änderungen gab oder ob es absolut identisch ist. Macht aber weiterhin viel Spaß, von daher hat mich das nicht wirklich gestört.

Und wie bereits erwähnt ist die Prämisse der von Persona sehr ähnlich, sprich es finden mysteriöse Ereignisse statt von denen normale Menschen allerdings nichts mitbekommen. So öffnen sich ständig Risse in eine andere Dimension in der Monster hausen die unter anderem von starken Emotionen angezogen werden. Einzig eine stetig wachsende Gruppe von Schülern die bei Kontakt mit dieser Dimension übernatürliche Kräfte entwickelt, kann sich dieser Bedrohung in den Weg stellen.

Bei diesen Charakteren handelt es sich zwar um bekannte Stereotypen, wie eine Kindheitsfreundin, eine mysteriöse Austausschülerin, noch eine Kindheitsfreundin, oder die mächtige Präsidentin der Schülervertretung, aber insgesamt fand ich die allesamt gut geschrieben und sympathisch, auch wenn ich die meiste Zeit natürlich mit den Mädchen verbracht habe und dadurch von den männlichen Freundschaftsevents kaum was zu sehen bekommen habe.

Action-RPG

Bis diese Gruppe ihr Ziel erreicht vergehen circa 51 Stunden (insofern man die Sprachausgabe, die eh nur auf Japanisch vorliegt, nicht ständig durchlaufen lässt), inklusive der After Story die nur in eX+ existiert. Um diese freizuschalten muss man drei besondere Attribute auf mindestens acht Punkte bringen, was allerdings ein Kinderspiel sein sollte solange man nicht komplett durchrushed. Ich hatte am Ende nämlich 13 Punkte und hätte somit auch einiges auslassen können. Das Gameplay hat mich aber gut genug unterhalten um soviel wie möglich mitnehmen zu wollen. Zumindest alles was beim ersten Mal gemacht werden kann. Die Extra Dungeons im New Game+ reizen mich aber nicht so wirklich.

Und wenn ich schon bei den Dungeons bin: diese sind größtenteils recht simpel, sprich linear, aufgebaut. Hier und da gibt es mal eine Abzweigung die zu Schaltern oder irgendwelchen Truhen führt, ansonsten rennt man aber schnurstracks bis ans Ende, was meist nur wenige Minuten dauert. Erst in späteren Dungeons kommen Fallen hinzu die versuchen einem das Leben zu erschweren, darunter Fallbeile, Energiestrahlen oder Säurebäder. Hätte man sicher noch viel mehr draus machen können, aber wenigstens gibt es nichts das irgendwie zufallsgeneriert wäre. Und in der After Story nimmt die Komplexität sogar noch ein ganz klein wenig zu.

Dungeon Crawler

Das einzige was mir bei den Dungeons nicht gefällt ist der Party-Split im letzten Dungeon der Hauptstory. Solch eine Mechanik kann zwar dazu dienen das Finale wirklich episch wirken zu lassen, aber in diesem Fall wird das Ende nur unnötig in die Länge gezogen. Und das obwohl nie mit irgendeinem Wort erklärt wird, warum die Party sich eigentlich aufteilen muss. Außerdem mag ich manche Charaktere nicht. So gibt es zwar welche die richtig hart reinhauen, aber dafür sind deren Angriffe so langsam, dass sie währendessen doppelt oder dreifach Schaden nehmen. Ein anderer Charakter kann sich mittels Schild außerdem unverwundbar machen (und Gegner bei Kontakt verletzen), aber dafür sind dessen Angriffe allesamt ein Witz. Und nach einem starken Treffer ist das Schild auch direkt futsch.

Ansonsten ist das Kampfsystem ganz spaßig, auch wenn die Tastenbelegung ein bisschen zu wünschen übrig lässt. Weil mit einer Taste springt man, mit einer anderen führt man einen leichten Angriff aus. Dann gibt es eine für Fernkampf, die aber gleichzeitig auch für schwere Angriffe verwendet wird (indem man die Taste gedrückt hält), oder auch für Flugangriffe (wenn man die während eines Sprungs drückt). Dann kommen zwei Tasten hinzu um zwischen den Charakteren zu wechseln (was benötigt wird um elementare Schwächen auszunutzen), und schlussendlich gibt es auch noch drei unterschiedliche Spezialangriffe die übers ganze Gamepad verteilt sind. Achja, und ausweichen kann man natürlich ebenfalls. Deswegen habe ich selbst nach vielen Stunden immer mal wieder die falsche Taste gedrückt, was vor allem bei den Spezialangriffen ein bisschen blöd ist.

Tokyo Xanadu eX+

Im Großen und Ganzen ist das Spiel allerdings recht einfach, selbst wenn man auf Hard spielt. Wirklich taktisch wird es nur bei den Bossen und selbst da gibt es welche die man einfach zu Tode spammen kann. Der Golem gegen Anfang des Spiels war allerdings ein bisschen nervig, weil er wirbelt sich ständig in Richtung des Spielers und ich habe es irgendwie nie geschafft mich außer Reichweite zu begeben. Schon weil das Vieh auf den letzten Metern plötzlich schneller wird.

Der Endboss des fünften Kapitels ist außerdem absolut furchtbar. Da musste ich ständig springen und ausweichen und wegfliegen ... und selbst dann habe ich massiv Schaden genommen und musste andauernd Tränke einwerfen und mich mehrfach wiederbeleben. Ansonsten gibt es aber keinen Boss der auch nur annähernd so nervig ist, von daher würde ich durchaus empfehlen, es auf Hard zu probieren. Notfalls lässt sich der Schwierigkeitsgrad nämlich jederzeit ändern.

Vorher sollte man aber schauen, ob man seine Charaktere nicht über das Orb-System stärken kann das ebenfalls aus der Trails Reihe importiert wurde. Dort kann man diverse Slots freischalten und upgraden die mit elementaren Orbs bestückt werden können. Mit diesen kann man seine Angriffskraft steigern, seine kritische Trefferchance erhöhen, oder sich sogar mit einer konstanten Regeneration austatten. Kombiniert man letzteres mit der Fähigkeit Schaden in Heilung umzuwandeln, dann ist man beinahe unbesiegbar. Vor allem wenn man ein paar Spezialangriffe spammt und sich dadurch blitzschnell hochheilt (und gleichzeitig die anderen Spezialangriffe wieder auflädt).




Tokyo Xanadu ist ein unterhaltsames Action-RPG das vor allem Fans von Persona oder Trails of Cold Steel gefallen könnte. Es lebt allerdings mehr von seinen Charakteren und der lebendig wirkenden Welt als von einer spannenden Story.

 

Positive Aspekte von Tokyo Xanadu eX+

  • viele gut inszenierte Bosskämpfe
  • ein einzelner Durchgang mit allen Quests dauert mindestens 50 Stunden
  • die Charaktere haben nach jedem Story-Event immer etwas neues zu erzählen
  • dank Schnellreise-Funktion kann man sowohl zwischen den einzelnen Stadtvierteln, als auch zwischen den Gebäuden eines jeden Viertels rumspringen
  • die meisten Dungeons lassen sich innerhalb weniger Minuten abschließen und können jederzeit wiederholt werden um Erfahrung und Materialien zu sammeln
  • es gibt einige unterhaltsame Minispiele, auch wenn manche aus anderen Falcom Spielen recycelt wurden

 

Negative Aspekte von Tokyo Xanadu eX+

  • bei großen Gegnern ist die Kameraperspektive häufig suboptimal
  • das letzte Dungeon der Hauptstory wurde dank Party-Split viel zu sehr in die Länge gezogen
  • der Endboss des fünften Kapitels ist verglichen mit allen anderen Bossen einfach nur furchtbar
  • die Story hat zwar ein paar Höhepunkte, es gibt aber keinen Moment an dem ich sie als wirklich hervorragend bezeichnen würde
  • die Steuerung ist komplizierter als sie sein müsste, schon weil es drei unterschiedliche Spezialangriffe gibt die alle auf unterschiedliche Art und Weise aktiviert werden