[Review] Angels with Scaly Wings - Jack-Reviews.com

[Review] Angels with Scaly Wings

Dragon Dating Sim

Angels with Scaly Wings ist eine Mystery Visual Novel dessen Protagonist dazu auserwählt wurde als Botschafter in eine fremde Welt zu reisen die von humanoiden Drachen bewohnt wird. Klingt ein bisschen wie Hatoful Boyfriend, zumal es sogar möglich ist die Drachen zu daten (was den Protagonisten in keinster Weise zu stören scheint), aber in Wirklichkeit scheint sich das Spiel mehr an der Zero Escape Reihe zu orientieren. Es kommt zwar kein Nonary Game oder irgendein anderes tödliches Spiel zum Einsatz, aber die Story muss trotzdem mehrfach durchgespielt werden bevor man das wahre Ende freischalten kann.

An sich ein interessantes Konzept, aber je tiefer man in die Story eintaucht, desto mehr Probleme offenbaren sich. Manche davon werden zwar irgendwo erklärt, teilweise wirken diese Erklärungen aber wie billige Ausreden um sich zusätzliche Arbeit zu ersparen. So wäre es an einer Stelle eigentlich sinnvoll gewesen eine komplett neue Route zu entwerfen. Stattdessen ist selbst das wahre Ende beinahe identisch mit allen anderen Endings. Es geht nur noch ein bisschen länger und enthüllt dabei zusätzliche Details über das Setting.

Dabei wurde zwar eine meiner Fragen beantwortet, aber gleichzeitig hat sich ein neues Problem ergeben. Und so läuft das eigentlich ständig. Ich werde später noch genauer drauf eingehen, aber dazu muss ich die wichtigsten Elemente der Story spoilern. Also markiert den entsprechenden Abschnitt lieber nicht falls ihr auch nur das geringste Interesse an diesem Spiel haben solltet.

Angels with Scaly Wings

Von den Logik-Problemen mal abgesehen ist das Spiel nämlich nicht schlecht. Es erreicht zwar nicht die selbe emotionale Tiefe wie Hatoful Boyfriend (oder den Humor von Holiday Star), aber dafür sind die Charakter-Routen tatsächlich in die Story integriert. So kann man täglich zwei Charaktere besuchen und muss sich am Ende für einen von ihnen entscheiden. Dadurch muss man die selbe Story war immer und immer wieder spielen, aber bereits gesehen Abschnitte können komplett übersprungen werden, wenn man es denn will. So lässt sich das gute oder schlechte Ende eines jeden Charakters innerhalb weniger Minuten nach dem andern Ende freischalten. Wie man das tut ist dabei relativ offensichtlich, da die entsprechenden Entscheidungen mit Icons markiert sind. Man muss nur vorher bestimmte Bedingungen erfüllen.

Die Charaktere dürften einem aber vermutlich nicht so sehr in Erinnerung bleiben wie die von Hatoful Boyfriend. Weil abgesehen davon, dass es sich um sprechende Drachen handelt, sind sie sehr normal. So gibt es eine Forscherin die ein absoluter Workaholic ist, einen Regierungsbeamten der nichts auf die Reihe kriegt, einen Polizeichef der sich öfter mal ein Bierchen (oder zehn)  hinter die Binde kippt und so weiter und so fort. Wirklich verrückte Charaktere hätten auch gar nicht in die Story gepasst, gilt es doch eine Reihe von Mordfällen aufzuklären die eventuell vom einzig anderen Menschen in dieser Welt begangen wurden.

Einen wirklichen Einfluss hat man darauf aber nicht. Man kann sich in den Untersuchungen zwar wie ein Volltrottel anstellen, aber schlussendlich läuft es immer auf das selbe hinaus. Selbst das böse Ende ist nur eine weitere Variation der selben Sequenz. Da wäre also durchaus mehr drin gewesen, aber das ist zumindest ein Problem über das ich noch hinwegsehen kann. Das selbe gilt für die schwankende Grafik-Qualität, welche sich vor allem in den Hintergrundbildern niederschlägt. Manche von denen sehen nämlich wie billige 3D-Schöpfungen aus obwohl es auch viele gute Zeichnungen gibt. Die Drachen bleiben davon aber auch nicht verschont. So sieht Lorem innerhalb von Artworks um einiges besser aus als in den eigentlichen Gesprächen.

Drachen Mystery Visual Novel

Jetzt aber zurück zu meinem eigentlichen Problem: der Story. Auf diese kann ich wie bereits erwähnt nicht eingehen ohne wichtige Details zu spoilern. Sagt also nicht ich hätte euch nicht gewarnt! Eins meiner größten Probleme ist die Tatsache, dass sich der Protagonist nur selektiv daran erinnert ein Zeitreisender zu sein und somit nicht in der Lage ist den Konflikt im Keim zu ersticken. Sowas hätte ich mir eigentlich für das wahre Ende gewünscht, immerhin hätte man dann auch die Mordopfer retten und somit ein wahrhaft perfektes Ende erwirken können.

Es wird zwar erklärt, dass die ganzen Zeitreisen seine Erinnerungen beeinflussen würden, aber das ist für mich nichts weiter als eine billige Ausrede um keine neue Route schreiben zu müssen. Zumal er an anderen Stellen keinerlei Probleme damit hat sich an seine Zeitreisen zu erinnern. Von daher wäre es sinnvoll gewesen dem Spieler zumindest die Option zu geben die Story nochmal auf dem selben Weg zu bestreiten oder einen neuen Pfad einzuschlagen. Und wenn das nicht möglich gewesen wäre, dann hätten die Zeitreisen zumindest anders funktionieren sollen, zum Beispiel indem der Protagonist mit seinem vergangenen Ich verschmilzt, immerhin sollten sie zur selben Zeit aus dem Portal treten.

Dann gäbe es auch das Problem mit dem scheinbaren Massengrab nicht. Dass Izumi die anderen Ichs des Protagonisten ermordet hat war zwar eine interessante Enthüllung, aber diese bringt mehr Probleme mit sich als sie beseitigt. Immerhin muss ich mich fragen wie sie eine Fassung des Protagonisten töten konnte wenn beide gleichzeitig erschienen sein sollten. Und hätte mit jeder zusätzlichen Zeitreise nicht eine weitere Version von ihm erscheinen müssen? Und was mit dieser Frau die scheinbar ab und zu die Rolle des Protagonisten eingenommen hat? Warum ist die nie zu sehen gewesen obwohl sie ebenfalls hätte erscheinen müssen?

Und was sollte dieser schwachsinnige Twist in dem der Protagonist auf einmal der Administrator war? Es stimmt zwar, dass Izumi in manchen Zeitlinien gestorben ist, aber ihr Wissen wäre trotzdem nicht verloren gegangen. Es spielt schließlich keine Rolle ob sie stirbt wenn man anschließend zu einem Zeitpunkt zurückspringt an dem sie noch am Leben war. Twists sind zwar schön und gut, aber sie sollten doch zumindest Sinn ergeben.

Das Setting ergibt ebenfalls keinen wirklichen Sinn. Es wird zwar erwähnt dass die Drachen quasi programmiert wären menschliche Strukturen nachzubauen, aber mir kann doch keiner erzählen dass die niemals realisiert hätten, dass bestimmte Möbel nicht für ihre Anatomie geeignet sind. Spart natürlich Arbeit eine bekannte Welt für eine andere Spezies nachzubauen, aber es wirkt schon etwas billig. In Hatoful Boyfriend hat es zumindest noch Sinn gemacht, immerhin haben die Vögel dort eine Welt bewohnt die ursprünglich die unsere war.

Ich muss mich außerdem fragen: warum stellt der Protagonist nie in Frage was mit der Welt passieren würde wenn sie die Drachen retten? Immerhin sollte das die Zukunft der Erde komplett umschreiben und eventuell die Menschheit aus der Geschichte tilgen. Die Idee eines Multiversums wird zwar angesprochen, aber nicht in diesem Zusammenhang.

Angels with Scaly Wings

Ich weiß, dass wirkt jetzt wie eine erschlagende Kritik, aber wer sich hauptsächlich für die Dating Aspekte interessiert, der könnte durchaus seinen Spaß mit haben. Und die Story ist an sich nicht schlecht. Sie wurde nur scheinbar nicht in vollem Ausmaße durchdacht. Ansonsten hätte sie Hatoful Boyfriend vermutlich übertrumpfen können. So kommt sie aber an keines ihrer Vorbilder so wirklich ran.


 

Abschließende Bewertung



Angels with Scaly Wings klingt zwar genauso absurd wie Hatoful Boyfriend, aber die Story ist eigentlich nicht schlecht. Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass die Auswirkungen eines bestimmten Story-Elements nicht vollends durchdacht wurden.

 

Positive Aspekte von Angels with Scaly Wings



  • guter Soundtrack
  • die Geschichte hat ein paar interessante Ideen zu bieten
  • bereits gesehene Abschnitte können komplett übersprungen werden
  • die guten und schlechten Enden sind ohne größere Probleme oder Hilfestellungen erspielbar

 

Negative Aspekte von Angels with Scaly Wings

 
  • die Grafik-Qualität schwankt teilweise massiv
  • gewisse Enthüllungen ergeben bei näherer Betrachtung keinen wirklichen Sinn
  • sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere erzählen ihre Stories in langen Monologen
  • die Endings laufen allesamt auf die selbe Sequenz hinaus obwohl zumindest das wahre Ende anders hätte ablaufen können