[Review] Paradise Killer - Jack-Reviews.com

[Review] Paradise Killer

Für dieses Review wurde mir ein Key zur Verfügung gestellt!
Detektivspiel

Paradise Killer ist ein Detektivspiel in dem es darum geht einen Mordfall in einem Inselparadies zu klären das allerdings für viele Einwohner mehr mit einem Gefängnis gemein haben dürfte. Es wird nämlich von einem Syndikat geleitet das man genauso gut als Kult bezeichnen könnte, da sie versuchen tote Götter wiederzubeleben die vor langer Zeit die Menschheit unterjocht haben. Um das zu bewerkstelligen entführen sie für jede ihrer Inseln unzählige Menschen die am Ende eines jeden Zyklus (wenn die Insel aus diversen Gründen untergeht und das Syndikat einen neuen Versuch auf einer perfekteren Insel unternimmt) in einem blutigen Massaker geopfert werden.

Von daher könnte eigentlich jeder ein Motiv haben, da es sich bei den Opfern um den hohen Rat des Syndikats handelt, welcher kurz vorm Ende des aktuellen Zyklus auf grauenhafte Art und Weise abgeschlachtet wurde. Da die Zivilisten bereits umgebracht wurden, bleiben allerdings nur noch weitere Mitglieder des Syndikats als Verdächtige übrig, wie ein Skelett das als Barkeeper arbeitet oder die einzige Frau auf der Insel die ein fliegendes Auto besitzt und sich dementsprechend schneller als jeder andere von Ort zu Ort bewegen könnte. Der Hauptverdächtige ist allerdings ein Kerl namens Henry Division, der vor 10 Jahren einen Dämon heraufbeschworen und die Insel fast zum Untergang verdammt hat.

Paradise Killer

Das klingt auf den ersten Blick auch durchaus plausibel. Nicht nur weil der Dämon sich seitdem in seinem Körper eingenistet hat, sondern weil das Blut der Ratsmitglieder in seinem Magen gefunden wurde. Diese befanden sich zum Zeitpunkt ihres Mordes nämlich in einer versiegelten Kammer zu der eigentlich nur andere Ratsmitglieder Zugang hatten. Und das Blut kann Henry schlecht gebunkert haben da er sich seit dem Tag seiner Festnahme in Gefangenschaft befand und erst kurz vor dem Mord ausgebrochen ist.

Ihn dementsprechend als Täter zu beschuldigen wäre als Lösung zwar viel zu einfach, es gibt aber nichts was einen daran hindern würde den Fall innerhalb kürzester Zeit mit eben jener Erklärung abzuschließen. Paradise Killer erwartet nämlich nicht dass man alle möglichen Hinweise zusammenträgt bevor man die Verhandlung beginnt. Stattdessen darf man so lange oder so kurz ermitteln wie man will, um anschließend mit den gesammelten Fakten seine eigene Wahrheit zu stricken. Klingt als Feature eigentlich ganz interessant, aber im Endeffekt gibt es trotzdem nur eine richtige Wahrheit. Und falls man es schaffen sollte diese zu finden, dann bekommt man auch ein entsprechendes Geständnis, wodurch falsche Anschuldigungen sehr unbefriedigend sein können.

Verhandlung

Von daher sollte man idealerweise jeden einzelnen Hinweis abarbeiten bevor man die Verhandlung beginnt, auch wenn es durchaus möglich sein sollte den Fall zu lösen ohne alle Beweise zu finden. Und falls man zwischendurch einen Fehler machen sollte, dann könnte man trotzdem zum selben Endergebnis kommen. So wars zumindest bei mir, weswegen ich mir nicht die Mühe gemacht habe die Verhandlung nochmal von vorne zu beginnen um den einen Fehler den ich begangen hatte auszubügeln. Die Verhandlung dauert an sich aber nicht lange, vielleicht so eine Stunde. Anstatt alle Fakten in einer umfangreichen Verhandlung abzuarbeiten muss man nämlich nur sagen wen man beschuldigt und darf dann Checklisten-artig alle Beweise vorbringen die jeweils kurz besprochen werden. Verglichen mit ähnlichen Spielen ist das also nicht besonders spannend, wird aber zumindest dadurch aufgewertet dass der Fall tatsächlich sehr komplex und einigermaßen interessant ist.

Vom eigentlichen Gameplay kann ich das allerdings nicht behaupten. Bevor ich endlich dazu kam die Story abzuschließen bin ich nämlich 12 Stunden lang mal mehr und mal weniger planlos durch die Gegend gerannt, gesprungen und geklettert um alle möglichen Beweise zusammenzutragen. Anstatt sich nur die wichtigen Orte ansehen zu können steht einem nämlich die komplette Insel zur Verfügung, was bedeutet dass mindestens die Hälfte der Spielwelt wie nutzloser Filler wirkt. Es mag zwar diverse Collectables geben die ein bisschen zum Worldbuilding beitragen, die fand ich aber komplett uninteressant, zumal alles wichtige was man über das Setting wissen muss im Zuge der Ermittlungen enthüllt wird.

Inselparadies

Mit Blutkristallen gibt es außerdem noch weitere Items die man sammeln kann, welche hauptsächlich für die Schnellreise-Funktion zum Einsatz kommen, die unnötigerweise mit Kosten verbunden ist. Und das nicht nur für die Reise selbst, sondern auch zum Freischalten eines jeden Schnellreisepunktes. Von daher könnte man in Versuchung geraten die Insel hauptsächlich zu Fuß zu erkunden, was das Gameplay unnötig in die Länge ziehen würde. Ich hatte am Ende zwar noch 30 Kristalle übrig, aber auch nur weil ich tatsächlich viel zu viel Zeit damit verschwendet habe die Collectables zu sammeln. Laut dem Feature das alle interagierbaren Objekte hervorhebt gab es aber noch viel mehr das ich hätte einsammeln können.

Komplett vernachlässigen darf man das aber auch gar nicht. Zumindest wenn einen die Informationen interessieren für die man so 20+ Kristalle berappen muss. An manchen Stellen lohnt sich das aber echt nicht. Wie dort wo man mehrere Edelsteine finden und dann in eine Wandtafel einsetzen muss. Da dachte ich zwar zuerst dass es einen weiteren Hinweis für den Mordfall enthüllen würde, aber stattdessen gab es nur 5 mickrige Blutkristalle von denen ich eh schon viel zu viele hatte. Und dafür bin ich einige Male an der Seite eines Gebäudes rumgeklettert weil einer der Edelsteine auf einem schmalen Vorsprung versteckt war den ich mehrmals verfehlt habe...

Collectables

Von daher wäre es wesentlich sinnvoller gewesen wenn die Entwickler die Open World weggelassen und sich stattdessen auf das Wesentliche konzentriert hätten. Für ein paar obskure Hinweise, die man zum Beispiel dadurch findet dass man sich vom Dach eines Gebäudes stürzt um auf einem anderen Dach zu landen, mag das Design der Spielwelt zwar durchaus Sinn ergeben, aber das reicht mir trotzdem nicht aus um dieses furchtbar leere Setting zu rechtfertigen. Erst recht nicht wenn man bedenkt dass die Spielwelt fast komplett statisch ist und die Charaktere von Anfang bis Ende an den selben Stellen verharren, ganz gleich ob man sie bereits mit wichtigen Hinweisen konfrontiert hat oder nicht. Von den eigenen Nachforschungen mal abgesehen gibt es also absolut keine Storyentwicklungen bis man sich irgendwann entscheidet die Verhandlung zu beginnen. Und dafür ist das Spiel schlichtweg viel zu lang.

Ich verstehe außerdem nicht warum die Entwickler sich überhaupt die Mühe gemacht haben Synchronsprecher anzuheuern. Nicht weil es keinen Sinn machen würde die Texte zu vertonen, sondern weil genau das nicht passiert ist. In der ersten Stunde in der ich mir die Sprachausgabe noch angetan habe wurde nämlich meistens nur das erste Wort eines Satzes vertont. Und in seltenen Fällen sogar der ganze erste Satz. Es gibt allerdings noch viel mehr Fälle in denen das Gesagte absolut nichts mit dem eigentlichen Dialog zu tun hat (What the hell? / Do your job! / I have  a bad feeling about this, etc...). Und da wiederholen sich die Aussagen sehr schnell, teilweise sogar mehrfach hintereinander, was mich endgültig dazu gebracht hat die Sprachausgabe stumm zu schalten. Ich habe zwar in der Verhandlung nochmal reingehört, in der Hoffnung dass zumindest diese ordentlich vertont wurde, aber Pustekuchen. Von daher hätten sie sich die Sprachausgabe auch gleich sparen können. Das hätte mich auf jeden Fall weniger gestört als wenn alles nur so halbherzig vertont ist.

Detektivspiel

Ich kann dem Spiel aber zugute halten dass es alle wichtigen Informationen bezüglich des Mordfalls in der Datenbank festhält und einem vor jeder Phase der Verhandlung nochmal in übersichtlicher Form präsentiert. So sollte man also selbst nach 12 Stunden kein Problem damit haben nochmal alles Revue passieren zu lassen und hoffentlich die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich würde allerdings jedem dazu raten sich die Position von Computern zu notieren die sich nur mit bestimmten Upgrades hacken lassen.

Ich musste an einer Stelle nämlich irgendwas finden um ein Loch zu graben, hatte aber keine Ahnung wo ich sowas herbekommen soll. Dabei war ich schon an der entsprechenden Stelle, nur dummerweise ohne das Upgrade was ich gebraucht hätte um den Gegenstand zu finden. Eins von denen bekommt man aber auch nur wenn man so lange Getränkeautomaten abklappert (und dabei einen Blutkristall bezahlt) bis einem das nächste Upgrade geschenkt wird. Ich habe allerdings nicht mitgezählt wie viel man dafür braucht. Alle Automaten sind es auf jeden Fall nicht, aber es dauert trotzdem eine Weile.

Hacker

Das ist also ein weiteres Beispiel dafür dass das Spiel unnötig in die Länge gezogen wurde. Und das finde ich echt schade, weil es auf den ersten Blick so wirkte als ob sich die Entwickler von Danganronpa 2 hätten inspirieren lassen. Nicht nur wegen des Inselsettings, sondern weil die Charaktere allesamt als zweidimensionale Sprites dargestellt werden. Und es gibt sogar ein Beziehungssystem, welches unter anderem dazu dient ein paar zusätzliche Hinweise für den Mord zu erhalten. Davon abgesehen hat es mit Danganronpa aber nicht viel gemein. Mag zwar sinnvoller sein als das Konzept 1:1 zu kopieren, aber dadurch ist Paradise Killer auch bei weitem nicht so interessant.

Von daher kann ich das Spiel nur mit Vorbehalten empfehlen. Und dann auch nur wenn man bereits die komplette Ace Attorney und Danganronpa Reihe abgearbeitet hat. Die haben einfach wesentlich besseres Gameplay und besser konstruierte Stories zu bieten. Und da hat die Musik auch tatsächlich für Spannung gesorgt. Nicht so wie hier, wo selbst im Finale nur ein entspanntes Insel Ambiente geboten wird. Das mag die Verhandlung zwar nicht komplett ruiniert haben, sorgt aber erst recht dafür dass ich dieses Spiel nicht in Erinnerung behalten werde.


Abschließende Bewertung



Paradise Killer hat einen interessanten und komplexen Mordfall zu bieten der allerdings unter einer viel zu großen und leeren Spielwelt voll nutzloser Collectables leidet, wodurch die Story unnötig in die Länge gezogen wird.

 

Positive Aspekte von Paradise Killer

  • Das Setting ist zumindest von der Idee her recht einzigartig.
  • Es wird ein interessanter und komplexer Mordfall geboten.
  • Dank akustischer Hinweise lassen sich selbst gut versteckte Objekte relativ leicht aufspüren.
  • Vor jeder Phase der Verhandlung werden nochmal alle Beweise in übersichtlicher Form zusammengefasst.
  • Es gibt ein paar freischaltbare Features die einem das Leben erleichtern können, darunter ein Doppelsprung der fürs Auffinden obskurer Hinweise ganz nützlich ist.

 

Negative Aspekte von Paradise Killer

    • Anstatt sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können muss man eine viel zu große und leere Welt voll nutzloser Collectables erforschen, was das Spielerlebnis unnötig in die Länge zieht.
    • Die Schnellreisefunktion ist mit Kosten verbunden, was vor allem dann problematisch sein könnte wenn man sich hauptsächlich auf die Story fokussieren und die Collectables ignorieren will.
    • Das Finale ist gameplaytechnisch sehr schwach und hat keinerlei spannende Musik zu bieten die es ein bisschen hätten aufwerten können.
    • Die Vertonung ist sehr minimalistisch und das Gesagte hat teilweise überhaupt nichts mit dem eigentlichen Dialog zu tun.