[Review] The House in Fata Morgana - Jack-Reviews.com

[Review] The House in Fata Morgana

Visual Novel

The House in Fata Morgana ist eine tragische Mystery Visual Novel deren Story sich über hunderte von Jahren erstreckt. Das Setting ist dabei jedes Mal das selbe: ein mysteriöses Anwesen das angeblich von einer Hexe heimgesucht wird und welches im Laufe der Jahrhunderte nicht nur seine Position wechselt sondern teilweise auch vom Antlitz der Erde verschwindet. Doch egal wie viel Zeit auch verstreicht, ein mysteriöses Dienstmädchen ist stets zur Stelle um neue Einwohner willkommen zu heißen und diesen bis an ihr Lebensende zu dienen. Natürlich ohne selber je zu altern.

Etwas ähnliches passiert zu Beginn des Spiels, mit dem feinen Unterschied dass der neue Herr des Hauses angeblich mit dessen Geschichte in Verbindung steht, auch wenn er sich selber nicht daran erinnern kann. Um seinen Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen wird er daraufhin zu vier Türen geleitet die allesamt als Portale in die Vergangenheit dienen.

Dementsprechend könnte man vermuten, dass es sich hier um eine Kurzgeschichtensammlung handelt, immerhin dauert jede Geschichte nur so drei Stunden und hat außer dem Dienstmädchen und einer anderen mysteriösen Person keine wiederkehrenden Charaktere zu bieten. Selbst die Jahre passen nicht zusammen wenn man bedenkt, dass diese Geschichten dem Herrn des Hauses dabei helfen sollen sich an seine Vergangenheit zu erinnern. Die erste Geschichte beginnt nämlich im Jahr 1603, während die zweite mehr als hundert Jahre danach spielt.

The House in Fata Morgana

Diese Geschichten könnten unterschiedlicher kaum sein. So handelt die erste von einem schüchternen Jungen namens Mell, seiner anhänglichen Schwester Nellie, sowie einem bezaubernden Dienstmädchen welches Mells Gefühlswelt zum ersten Mal in seinem Leben auf den Kopf stellt. Ist auf den ersten Blick also nichts weiter als eine Romanze mit einer Prise Drama zwischendrin.

Die zweite Geschichte handelt dafür von einem Monster das sich im mittlerweile verlassenen Anwesen eingenistet hat und das naheliegende Dorf bedroht. Das mysteriöse Dienstmädchen versucht zwar dieser Kreatur Manieren und die menschliche Sprache beizubringen, aber das ist halt nicht so einfach. Schon weil der Drang zu Morden alles andere zu überschatten scheint. Die einzige Gemeinsamkeit mit der vorherigen Story ist ein gewisser romantischer Aspekt. Was es damit auf sich hat will ich aber nicht vorweg nehmen.

Inwiefern diese Geschichten untereinander oder für die Rahmenhandlung relevant sind müsst ihr ebenfalls selber herausfinden. Sie erfüllen aber allesamt ihren Zweck. Und ohne ihre Existenz würde die zweite Hälfte der Geschichte nicht auch nur annähernd so gut funktionieren. In dieser wir die Rahmenhandlung nämlich zum Hauptfokus erklärt und auf der Suche nach der Wahrheit quasi alles auf den Kopf gestellt. Und erst an dieser Stelle kommt die Visual Novel wirklich in Fahrt. Die ersten Geschichten waren zwar witzig und herzerwärmend und tragisch und bizarr, aber wenn das alles gewesen wäre was die Visual Novel zu bieten hatte, dann hätte ich sie vermutlich als netten Zeitvertreib abgetan und schnell vergessen.

Horror Visual Novel

Aber dann wird man plötzlich in die tiefsten Abgründe dieser Tragödie geschleudert und mit einer Enthüllung nach der anderen konfrontiert. Und gerade wenn man glaubt alles verstanden zu haben, öffnet sich der Schlund noch etwas weiter um einem das Herz aus der Brust zu reißen und die Augen mit Tränen zu füllen. Der emotionale Soundtrack trägt auch einiges zu bei, wenngleich er teilweise zu repetitiv klingt und sich deswegen außerhalb des Spiels nicht so gut zum anhören eignet. Innerhalb der Story passt er aber wunderbar, immerhin dürfte man circa 30 Stunden damit beschäftigt sein das Ende zu erreichen.

Zwischendurch gibt es zwar ein paar Entscheidungen (von denen manche nicht so wirken, da nur eine Option verfügbar ist während unsichtbar ein Timer runterzählt) die zu alternativen Endings führen können, aber schlussendlich gibt es nur einen Pfad der die Story auf eine befriedigende Art und Weise abschließt. So könnte man zwar akzeptieren was die ersten vier Geschichten einem vermitteln wollten, aber dann würde man nie den wahren Abgrund dieser Tragödie nie zu sehen bekommen.

Ich muss allerdings sagen, dass die Präsentation ein bisschen zu wünschen übrig lässt. Das Spiel mag zwar wunderschöne Artworks zu bieten haben, für die Hintergründe wurden aber scheinbar Fotos verwendet die so lange gefiltert wurden bis nur noch ein verwaschenes Bild übrig geblieben ist. Kann zwar teilweise wie ein Gemälde wirken, aber es passt einfach nicht zu den schön gezeichneten Charakteren. In einer späteren Geschichte werden die Charaktere aus mir unerfindlichen Gründen außerdem als bildschirmfüllende Portraits dargestellt. Die sehen zwar nicht schlecht aus, passen aber in keinster Weise zur vorherigen Präsentation der Story. In der letzten Geschichte ändert sich die Darstellung zwar auch nochmal, da passt es aber wesentlich besser und wirkt nicht ganz so fehl am Platz.

Visual Novel

Wer auch nur das Geringste mit Visual Novels und/oder Tragödien anfangen kann, der sollte sich The House in Fata Morgana also auf keinen Fall entgehen lassen. Die Präsentation mag zwar nicht die Beste sein und es gibt durchaus einprägsamere Soundtracks, aber für die emotionale Geschichte und die tiefgründigen Charaktere lohnt es sich allemal. Und obwohl Themen wie Misshandlung, Einsamkeit und Zwangsehen behandelt werden, gibt es durchaus schöne und sogar lustige Momente um die Stimmung ein bisschen aufzuhellen, wie zum Beispiel eine Sequenz in der der Protagonist enthüllen soll auf welchen Typ Frau er steht. Wo es unter anderem die Option gibt zu sagen, dass er an Frauen keinerlei Interesse hat. Die folgenden Reaktionen waren einfach nur herrlich ... auch wenn solche Momente die tragischen Ereignisse vermutlich umso schlimmer wirken lassen.


 

Abschließende Bewertung



The House in Fata Morgana ist eine tragische Visual Novel die trotz ihrer japanischen Herkunft ein sehr westliches Ambiente bietet und dementsprechend selbst Leuten gefallen könnte die mit typisch japanischen Visual Novels nichts anfangen können. Die verwaschenen Hintergründe passen zwar in keinster Weise zu den schönen Charakteren, aber die Story ist gut genug um drüber hinwegsehen zu können.

 

Positive Aspekte von The House in Fata Morgana



  • wunderbare Artworks
  • schöner, emotionaler Soundtrack
  • obwohl die Visual Novel aus Japan stammt hat sie ein sehr westliches Ambiente zu bieten
  • eine tragische Geschichte die im Laufe der Zeit immer besser wird und einige überraschende Enthüllungen parat hält

 

Negative Aspekte von The House in Fata Morgana


  • die Musik wirkt ein bisschen repetitiv, was zumindest außerhalb des Spiels ein bisschen störend sein könnte
  • bei den Hintergründen scheint es sich hauptsächlich um gefilterte und verwaschene Fotos zu handeln, was in keinster Weise zu den schönen Charakteren passt
  • die Präsentation ist ein bisschen inkonsistent, was vor allem bei den gewaltigen Charakerportraits in einer der späteren Geschichten ersichtlich wird