[Review] Batman: The Telltale Series - Jack-Reviews.com

[Review] Batman: The Telltale Series

Telltale Games

Batman: The Telltale Series erzählt eine Geschichte die sich nur in groben Zügen an ihrem Vorbild zu orientieren scheint, was sich unter anderem in einer geänderten Hintergrundgeschichte niederschlägt deren Einfluss sich durch das komplette Spiel zieht. Worum es dabei geht will ich lieber nicht erläutern, aber die generelle Prämisse ist wie folgt: Harvey Dent versucht den korrupten Bürgermeister Gothams von seinem Posten zu verdrängen und wird dabei von Bruce Wayne unterstützt. Dass dies kein gutes Ende nehmen konnte war selbst mir bewusst, obwohl ich Batman hauptsächlich aus Filmen kennen.

Two-Face ist allerdings nur eines der Probleme mit denen Batman sich herumplagen muss. Ein anderes wäre sein Privatleben, ist er doch einer der einflussreichsten Menschen der Stadt. Dementsprechend wiegen Skandale umso schlimmer. Und diese kann er nicht einfach so mit seinem Alter Ego vom Tisch fegen. Es gilt also die Story sowohl als Batman als auch als Bruce Wayne zu bestreiten. Und das dürfte mit der beste Aspekt des gesamten Spiels sein.

In anderen Batman Spielen (die ich persönlich nicht gespielt habe) mag Bruce Wayne nichts weiter als eine Fußnote sein da er eh keine wirkliche Rolle spielt, aber hier ist er ein Mensch mit Sorgen und Problemen der schon mal die Fassung verliert wenn Dinge ans Licht kommen die er am liebsten in einem tiefen Loch vergraben hätte. Manchmal muss er sich außerdem entscheiden ob es sinnvoller ist seine Probleme als Batman oder als Bruce Wayne anzugehen, sprich ob er es lieber mit Einschüchterung oder mit Wort­ge­wandt­heit versucht.

Batman: The Telltale Series

Ob das einen wirklichen Unterschied macht sei mal dahingestellt, aber das ist bei Telltale Spielen ja nichts neues. Und wenn ich schon dabei bin: wer die vorherigen Telltale Titel nicht mochte, der wird vermutlich auch mit diesem Spiel nicht viel anfangen können. Die Engine wurde zwar überarbeitet (auch wenn da noch viel Luft nach oben gewesen wäre), aber das generelle Gameplay ist immer noch das selbe. Sprich es gibt viele Dialoge sowie Quick-Time-Events und nur wenige Szenen in denen man tatsächlich rumlaufen und Detektiv spielen kann.

In Letzteren muss man sich ein bisschen umschauen und Beweise miteinander verlinken um zu rekonstruieren was passiert ist. So kann man zum Beispiel das zerkratzte Gesicht einer Leiche mit den blutigen Fingern eines Polizisten kombinieren. Ist relativ simpel und wird auch nie wirklich schwerer. Aber zumindest hat man was zu tun.

Das selbe Feature kommt bei manchen Action-Szenen zum Einsatz und erlaubt es über die Art und Weise zu entscheiden wie Batman seine Gegner ausschaltet. Hat keinen wirklichen Einfluss auf den Rest des Spiels, aber ist zumindest ein nettes Gimmick. Und die Action kann sich durchaus sehen lassen, wenn das Spiel nicht ab und zu mal hängen würde. Ist mir zwar nur anfangs aufgefallen, aber die Engine scheint auf jeden Fall noch Macken zu haben.

Batman

So ist mir das Spiel an zwei Stellen ohne erfindlichen Grund abgestürzt. Könnte vielleicht am neuen Cloud Save Feature liegen, weil zumindest beim ersten Mal ein rotes Kreuz in der Animation erschienen ist bevor ich auf den Desktop geworfen wurde. In einer Szene hatte Bruce Wayne außerdem spastische Kopfbewegungen, wodurch er an einer Stelle beinahe eine 180°-Drehung vollführt hat, was schon ein bisschen schmerzhaft aussah. Dachte erst das wäre so gewollt bis er kurz darauf ruckartig in eine andere Richtung gezerrt wurde.

Ich bin mir außerdem nicht sicher ob all meine Entscheidungen 100%ig übernommen wurden. Im Großen und Ganzen habe ich zwar keine Probleme bemerkt, aber in meinem Durchgang hatte ich mich entschieden mich lieber um einen der Antagonisten als um ein Feuer zu kümmern. Als ich allerdings zum zweiten Mal an den Ort gegangen bin wo das Feuer stattfand sah alles unversehrt aus.

Es gibt außerdem ein paar Logik-Probleme wo die Entwickler scheinbar vergessen haben was kurz zuvor geschehen ist. So wurden an einer Stelle Geiseln genommen die angeblich zusammengetrieben wurden ... aber wenn Batman durch das Gebäude stürmt rennen mehrere von denen frei herum ohne dass es irgendwie erklärt wird.

Außerdem gibt es eine Stelle wo Kameras (auf die das Spiel sogar hinweist!) Bruce Waynes Worte untermauern würden ... aber scheinbar hat niemand dran gedacht da die Kameras im folgenden Gespräch gar nicht erst zur Sprache kommen. Der entsprechende Abschnitt war mir außerdem viel zu kurz. Und dieses Problem zieht sich leider durchs gesamte Spiel.

Joker

Die erste Episode hatte noch ein typisches Telltale Niveau von 2 - 2 1/2 Stunden. Die zweite war dann allerdings nur eine Stunde lang, ebenso wie die vierte. Der Rest war mit 1 1/2 Stunden ein bisschen besser, aber es bleibt einfach nicht genug Zeit um der Story wirklich gerecht zu werden. Dabei fand ich sie eigentlich nicht schlecht, auch wenn sich die Einwohner Gothams teilweise wie totale Idioten verhalten. Und die Charaktere sind gut genug geschrieben dass ich sowohl ihre Motive verstehen als auch sie mögen und in einem Fall sogar richtig verabscheuen konnte.

Beim Finale ging mir aber alles viel zu schnell. Einen der Antagonisten erledigt man nach einer kurzen Schleichsequenz und der andere wird quasi im Prolog der letzten Episode beseitigt. Hat beides sicherlich nicht länger als 10 Minuten gedauert, was keinem der Charaktere wirklich gerecht wird. Einzig den Endkampf fand ich einigermaßen gelungen, zumal es vorher noch ein paar interessante Enthüllungen gab.

Ich hoffe innigst, dass sich die Entwickler bei der neuen Walking Dead Staffel mehr Zeit nehmen. Kurze Episoden garantieren zwar eine kürzere Entwicklungszeit, aber da ich sowieso bis zum Ende warte, können sie ruhig länger dran arbeiten um für ein besseres Spielerlebnis zu sorgen.

Ob das der Fall ist wird sich vermutlich schnell zeigen, immerhin erscheinen Episode 1 und 2 im Doppelpack. Aber bis ich die spiele wird sicherlich ein halbes Jahr vergehen, wenn nicht sogar mehr. Bei Batman waren es ja scheinbar nur 4 Monate. Da konnte sich zwar niemand über lange Wartezeiten beschweren (was scheinbar trotzdem passiert ist...), aber das Ergebnis war meiner Meinung nach etwas suboptimal.

Batman

Wer Batman mag, der kann aber auf jeden Fall einen Blick riskieren. Es ist immerhin kein furchtbares Spiel. Nur eins, das eine Menge Potenzial verschenkt hat. Zwei bis drei zusätzliche Stunden hätten sicherlich helfen können einen Großteil meiner Kritikpunkte aus der Welt zu schaffen.

Lässt sich jetzt zwar nicht mehr ändern, aber eine zweite Staffel wird vermutlich irgendwann noch folgen ... außer natürlich Telltale verliert sich immer weiter in neuen Projekten, immerhin ist neben The Walking Dead auch ein Spiel zu Guardians of the Galaxy in Arbeit. Und theoretisch müssten sie auch an einer zweiten Staffel von Game of Thrones arbeiten. Bleibt also abzuwarten was da noch so kommt.


 

Abschließende Bewertung



Batman: The Telltale Series ist an sich kein schlechtes Spiel, schon weil es Bruce Wayne als echten Menschen mit Sorgen und Problemen behandelt die Batman allein nicht lösen kann. Ein paar der Antagonisten werden aber viel zu schnell abgefertigt, wozu die Länge der Episoden sicherlich einiges zu beigetragen hat.

 

Positive Aspekte von Batman: The Telltale Series



  • manche Szenen können entweder als Batman oder als Bruce Wayne angegangen werden
  • die Charaktere sind gut genug geschrieben um sie entweder zu mögen oder zu verabscheuen
  • im Gegensatz zu vielen anderen Batman Spielen ist Bruce Wayne ein integraler Bestandteil der Handlung da manche Probleme sich nicht als Batman lösen lassen
  • die Quick-Time-Events mögen manchen sicherlich zum Hals raushängen, aber ich fand sie gut inszeniert und vom Schwierigkeitsgrad sehr einfach

 

Negative Aspekte von Batman: The Telltale Series

 
  • die neue Engine scheint noch einige Probleme zu haben
  • das Spiel ist leider viel zu kurz um der Story wirklich gerecht zu werden, vor allem was die Antagonisten anbelangt
  • es gibt diverse Logiklöcher die so wirken als ob die Entwickler vergessen hätten was kurz zuvor etabliert wurde