[Review] Stella Glow - Jack-Reviews.com

[Review] Stella Glow

Nintendo 3DS

Stella Glow ist ein Strategie-Rollenspiel das von Fans als spiritueller Nachfolger der Luminous Arc Reihe betrachtet wird. Da ich diese nicht gespielt habe, kann ich allerdings keinerlei Vergleiche ziehen. Es ist außerdem der letzte Titel von Imageepoch, da die Firma aufgrund mangelhafter Verkaufszahlen den Bankrott erklären musste.

Das Spiel handelt von Alto, einem jungen Mann der unter Amnesie leidet und dazu auserkoren wurde die Welt zu retten bevor die Hexe der Zerstörung sie mit dem Gesang des Ruins kristallisieren kann. Dazu muss er sich dem Königreich von Regnant anschließen und die verbliebenen Hexen um sich scharen damit diese der Kristallisierung entgegenwirken können.

Das bleibt viele Stunden auch das einzige Ziel des Spiels, wenngleich es durchaus noch mehr zu bieten hat. Die späteren Entwicklungen kann man teilweise aber schon mehrere Stunden im Vorraus kommen sehen. Ihr solltet von daher keine Story voller unerwarteter Wendungen erwarten. Und vom Hocker gerissen hat sie mich jetzt auch nicht. Der eigentliche Fokus dürfte sowieso auf den Charakteren liegen. Und davon hat das Spiel, zumindest im ersten Durchgang, viel zu viele.

Strategie-Rollenspiel

Gegen eine reiche Charaktervielfalt ist zwar nichts einzuwenden, aber das Gameplay ist in der Hinsicht eher kontraproduktiv, sowohl was die Kämpfe als auch die dazwischen liegenden Freizeit-Abschnitte betrifft. So hat man am Ende bis zu 16 Charaktere, kann die meiste Zeit aber nur sechs verwenden. Und wenn man deren volles Potenzial freischalten möchte, dann muss man außerhalb von Missionen mit ihnen reden um den Beziehungswert zu steigern. Beim ersten Durchgang beschränkt sich das allerdings auf drei Gespräche pro Freizeit-Abschnitt, was nicht einmal für die Hälfte aller Charaktere ausreicht.

Erst im New Game+ ist es möglich alle Charaktere aufs Maximum zu bringen. Dort gibt es nämlich dreimal so viele Gesprächsmöglichkeiten. Davon abgesehen wird aber nur das restliche Geld übertragen. Man müsste also nochmal circa 40 Stunden investieren um das Ende zu erreichen, auch wenn das Leveln schneller gehen soll. Wer wie ich keine Lust darauf hat, der müsste also im Internet nachschauen um mehr über die Charaktere zu erfahren für die beim ersten Durchgang keine Zeit war.

Das heißt zwar nicht, dass man die Charaktere beim ersten Mal gar nicht kennenlernen würde, aber sie kommen schon sehr klischeehaft daher. Da wäre die "Kindheits"-Freundin die sich ihrer Gefühle nicht bewusst ist, das schüchterne Mädchen das am liebsten allein gelassen wird, eine verrückte Forscherin die keinerlei moralische Bedenken zu haben scheint, eine tollpatschige Dienerin die alles mit sich machen ließe wenn ihre Herrin es befiehlt, und so weiter und so fort.

Von daher dürfte Stella Glow kein Spiel sein, welches allein mit seiner Story oder seinen Charakteren irgendwelche Preise gewinnen würde. Ist alles ganz okay, aber es fehlt einfach das gewisse Etwas. Oder es kommt beim ersten Mal nicht so gut zur Geltung. Beim Gameplay sieht es da schon anders aus.

Stella Glow

Wer sich mit dem Genre auskennt, dürfte eigentlich problemlos ins Spiel hineinfinden. Jede Karte basiert auf einem Raster in dem sich die Charaktere je nach Klasse und Terrain unterschiedlich fortbewegen können. So hat Alto zum Beispiel eine mittelmäßige Reichweite die im Wasser aufs absolute Minimum reduziert wird, während der Ritter Archibald bereits ohne hinderliches Terrain Probleme hat die Gegner zu erreichen. Dafür kann letzterer einiges einstecken und Gegner daran hindern an ihm vorbeizulaufen. Und mit ein bisschen Glück kann er Verbündete sogar vor Angriffen schützen, selbst wenn sie weiter weg stehen sollten.

Die Hexe Popo hält nicht auch nur annähernd soviel aus, kann dafür durch die Gegend fliegen und somit Anhöhen in Windeseile erklimmen. Da sie aus der Ferne angreift muss sie dabei nicht mal ein Risiko eingehen. Fragt mich aber nicht, was ihre passive Fähigkeit war. Von den meisten merkt man sowieso nichts da sie komplett im Hintergrund agieren. Wie bereits erwähnt lassen sich diese aber durch Gespräche verbessern. Das führt unter anderem dazu, dass Archibalds Reichweite erhöht wird. Und damit kann er tatsächlich seiner Rolle als Tank nachgehen.

Zu dem Zeitpunkt hinkt sein Level zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit hinterher, aber das stellt nur selten ein Problem dar. Je größer der Level-Unterschied, desto mehr Erfahrungspunkte bekommen die Charaktere nämlich. Das trifft sowohl auf Heilzauber als auch auf Angriffe zu. Und wenn ein schwacher Charakter zum Todesstoß ansetzt, kann er schonmal mehrere Level in einem Rutsch aufsteigen. Das kann auch bei stärkeren Charakteren ganz nützlich sein, da ein Level-Up mit einer kompletten Regeneration einhergeht. Es kann sich also durchaus lohnen ein Risiko einzugehen, schon weil jeder Charakter nur zwei Gegenstände pro Kampf mit sich tragen kann.

Vor den Story-Missionen zu grinden wäre zwar auch eine Möglichkeit Problemen aus dem Weg zu gehen, wirklich nötig fand ich das aber nur bei Kämpfen wo ich gezwungen war bestimmte Charaktere zu benutzen. So gibt es zum Beispiel ein Gefecht wo hauptsächlich die Hexen dran teilnehmen und dabei irgendwie verhindern müssen, dass die Gegner die eigenen Reihen durchbrechen. Nicht so einfach wenn es an Schaden fehlt und es Gegner gibt die Verstärkung herbeibeschwören können.

Das war allerdings ein Klacks verglichen mit der Mission in der kein einziger Charakter das Zeitliche segnen durfte. Schien anfangs aufgrund von NPC-Unterstützung nicht so schwer zu sein ... bis sich ein Boss in Bewegung gesetzt hat der so gut wie jeden Charakter mit einem Schlag umhauen konnte. Diesen musste man zwar nicht besiegen (und konnte es auch gar nicht), aber die Party im Anschluss zu evakuieren war ein ganz schöner Krampf. Ohne die Schnellspeicher-Funktion, einem Barriere-Skill und ein bisschen Glück hätte ich den Kampf vermutlich von vorne starten dürfen.

Davon abgesehen ist der Schwierigkeitsgrad vollkommen in Ordnung, auch wenn der Endgegner ordentlich Schaden raushaut. Seine regelmäßige Heilung war da aber nerviger, schon weil andauernd neue Gegner gespawed sind. Bei solchen Kämpfen kommt aber ein besonderes Feature von Stella Glow zum Tragen: der Hexengesang.

Stella Glow Hexen

Dieser existiert in zwei Ausführungen: einmal als normale Fähigkeit und einmal als Effekt der mehrere Runden andauert und die singende Hexe daran hindert andere Aktionen auszuführen. Beide Ausführungen werden von der Songleiste gespeist, welche sich unter anderem durch das Bezwingen von Gegnern füllt. Alto kann deren Wachstum außerdem mithilfe seiner Allegro-Fähigkeit beschleunigen.

In den meisten Fällen sollte man warten bis die Leiste auf vier oder fünf Punkte gestiegen ist. Erst dann lassen sich die mächtigeren Songs wirken die so tolle Effekte mit sich bringen wie eine komplette Party-Heilung oder das Einfrieren des gegnerischen Zuges. Letzteres funktioniert sogar bei Bossen, jedenfalls bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Von diesen Liedern gibt es außerdem noch mächtigere Versionen die allerdings erst auf dem maximalen Beziehungslevel freigeschaltet werden. Und das ist bei den Hexen etwas nervig.

Bei anderen Charakteren reicht es einfach nur mit ihnen zu reden. Aber die Hexen haben ständig irgendwelche Probleme die einen dazu zwingen in ihr Unterbewusstsein einzutauchen um besondere Kämpfe auszutragen. Da gibt es so tolle Bedingungen wie "Besiege einen Charakter bevor er einen bestimmten Punkt erreicht" oder "Schütze einen Charakter am anderen Ende des Levels bevor er getötet wird". Letzteres wird dadurch erschwert, dass die komplette Party verlangsamt wird und erst die Hälfte der Karte durchqueren muss um den Effekt ohne Einsatz von Fähigkeiten zu entfernen. Gegenstände dürfen nämlich nicht verwendet werden.

Stella Glow Tuning

Solch komplexe Kämpfe sind in der Theorie zwar ganz nett, teilweise verstehe ich den Sinn dahinter aber nicht. In den meisten Fällen redet Alto sowieso nur mit den Hexen um ihre Probleme zu beseitigen. Wozu extra in ihr Unterbewusstein eintauchen?

Die Hexen bringen außerdem ein weiteres Problem mit sich: Fanservice. Und ich rede jetzt nicht nur von freizügiger Kleidung. Das kommt vor allem bei den Songs zu Tragen, wo Alto die Hexen zärtlich in den Arm nimmt und dann eine Art Messer in sie einführt, woraufhin sie aufschreien als wären sie gerade entjungfert worden.

In der Tuning-Halle (wo Alto in ihr Unterbewusstsein eintaucht) sind die Hexen außerdem gezwungen sich in Nachthemden auf einer Couch zu präsentieren, so als ob sie Altos Harem darstellen würden. Im Anschluss wird er außerdem gefragt, welches Mädchen er begehre. Typisch Japan, kann man da wohl sagen. Wäre aber echt nicht nötig gewesen.

Erotik

Das müsste es dann auch gewesen sein. Es gibt zwar noch viele kleinere Gameplay-Elemente, wie spezielle Siegesbedingungen oder Orbs die sich in Waffen einbauen lassen, aber auf die muss ich nun wirklich nicht im Detail eingehen.

Wer das Genre mag, dem kann ich Stella Glow auf jeden Fall empfehlen. Mir sagen SRPGs nämlich nicht so wirklich zu (schon weil sich die Kämpfe teilweise elendig in die Länge ziehen), aber ich hatte trotzdem meinen Spaß dran. Es hat außerdem einen fantastischen Soundtrack zu bieten hat der vor allem gegen Ende so richtig glänzen kann. Manche Lieder wird man aufgrund des Beziehungs-Limits aber nur beim zweiten Mal zu hören bekommen, außer man fokussiert sich einzig und allein auf die Hexen.


 

Abschließende Bewertung



Die Story von Stella Glow ist leider sehr vorhersehbar und die Charaktere kommen aufgrund ihrer Masse erst im New Game+ so wirklich zur Geltung. Wer SRPGs mag kann aber trotzdem ohne größere Bedenken zugreifen.

 

Positive Aspekte von Stella Glow



  • der Soundtrack ist fantastisch
  • innerhalb von Kämpfen kann jederzeit gespeichert werden 
  • Level-Ups gehen mit einer kompletten Regeneration einher
  • das Kampfsystem ist rundum gelungen und dürfte dank der Masse an Charakteren für jeden etwas zu bieten haben
  • im New Game+ gibt es mehr als genug Freizeit-Abschnitte um alle Charaktere aufs Maximum zu bringen und sie somit auch besser kennenzulernen

 

Negative Aspekte von Stella Glow

 
  • ein Großteil des Spiels ist zwar ohne Grinding machbar, aber manche Missionen sind ohne fast unmöglich
  • beim ersten Durchgang gibt es zu wenig Freizeit als dass man auch nur die Hälfte der Charaktere aufs maximale Beziehungslevel bringen könnte
  • neben Fanservice gibt es auch noch einige erotische Anspielungen die wirklich nicht nötig gewesen wären